Interim Management und Unternehmensnachfolge
, von Frank Löwe (Wirtschaftsmediator | Rechtsanwalt | Rating Advisor IHK)
Das Thema Unternehmensnachfolge (insbesondere in Familiengesellschaften) ist in vielen Fällen heikel. Die Erfahrung zeigt, dass einer erfolgreichen Lösung oft die Verdrängung der zukünftigen Vakanz überhaupt entgegensteht. Ist die grundsätzliche Entscheidung zur Regelung der Nachfolge dann aber gefallen, potenzieren sich oft die Konflikte, je konkreter die Verhandlungen werden. Es prallen die Vorstellungen des "scheidenen" Unternehmers auf jene des potenziellen Nachfolgers. Hinzu kommen die durchaus vielschichtigen Erwartungen der beteiligten Familien. Denn Nachfolgeregelungen spielen sich neben der sachlichen vor allem auch auf der emotionalen Ebene bei allen Beteiligten (Unternehmer, Familienmitglieder, Manager und Mitarbeiter) ab. Jede Partei hat ihre eigenen Interessen, Erwartungen und Ängste; der Blick für die optimale familieninterne, oder in manchen Fällen auch externe Lösungsvariante ist dadurch getrübt. Nicht selten wird das Wohl des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und auch die Fürsorge um das geschaffene Vermögen aus den Augen verloren.
Unternehmernachfolgen spielen sich in einem komplizierten Geflecht aus Familie, Eigentum und Unternehmen ab. Der Familienunternehmer findet sich in allen drei Bereichen wieder.
Er trifft hier auf andere Familienmitglieder, die
- nur Eigentum am Unternehmen halten, dort aber nicht tätig sind,
- zwar im Unternehmen arbeiten, aber (noch) nicht Gesellschafter sind,
- weder Anteilseigner sind, noch einer Tätigkeit im Unternehmen nachgehen.
Er trifft aber auch auf familienfremde
- Mitarbeiter, (minderheitsbeteiligte) Fremdmanager, Interim Manager,
- Stille Teilhaber; (in Familienunternehmen seltener) Investoren,
- Private-Equity-Unternehmen.
Außerdem wird er mit einem vermeintlich „abwärtsgerichteten Zukunftsszenario“ konfrontiert: Wie soll er den nächsten Lebensabschnitt planen, wenn doch nun Eigentum, Vermögen, Einkommen, seine Vorstellungen zur Unternehmensführung, etc. plötzlich weg fällt? Viele Unternehmer empfinden die Nachfolgeregelung als Beginn einer existentiellen Krise.
In diesem komplexen System aus Beziehungen, gemachten Erfahrungen, Einflüssen und Verzicht gilt es dennoch, die Unternehmensnachfolge rechtzeitig und zum Wohle aller zu organisieren. Die Unterstützung durch einen Interim Manager kann dabei überaus hilfreich sein. Seine erste Aufgabe muss es daher sein, sich einen Überblick über die herrschenden Situations-/ Beziehungs-/ Erfahrungs- und Interessenslagen zu verschaffen und aktiv das Gespräch mit allen Beteiligten zu suchen. Als neutrale Instanz kann er dann potenzielle Konfliktfelder schon vorab in seine Überlegungen und Kommunikationsstrategien mit einbeziehen und den möglicherweise auftretenden Problemen ihr Überraschungspotential nehmen. Das führt zu Entschärfungen, bestenfalls schon im Vorfeld zu Konfliktbewusstsein und der Bereitschaft, an Lösungen konstruktiv mitzuarbeiten. Als externer Moderator ist er in der Lage, die wechselseitigen Interessen und Bedürfnisse herausarbeiten und zu versuchen, diese in Einklang zu bringen. Er kann aber ebenso die Bereitschaft für eine kreative fremdfamiliäre Lösung stärken.
Dem Interim Manager wird also in hohem Maße mediative Kompetenz abgefordert, indem er die Beteiligten in einen konstruktiven, fairen und ergebnisorientierten Dialog führt.
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