Chinesische Investitionen in Deutschland: Ein Imagewandel?
, von Michael M. Oeschlmüller (Interim Manager)

Der chinesische Geschäftsführer Dalong W. sieht mit Stolz aus dem Bürofenster auf das Firmengelände in Baden Württemberg. Die Firma brummt wie noch nie. Die Umsätze steigen, der Gewinn sowieso. Dies ist nur ein Beispiel, wie positiv chinesische Investitionen in Deutschland ablaufen können.
Wie mühsam war es den Europäern klar zu machen, „die Chinesen“ wollen das erworbene deutsche Unternehmen nicht ausplündern und zusperren, sondern kaufen, ausbauen und neue Märkte erschließen. Wie kam es zu solchen Fehleinschätzungen, selbst von EU-Kommissaren? Warum hält sich dieser Irrglaube? Haben „die Chinesen“ aus ihren Fehlern gelernt, die sie in den Anfangsjahren machten? Haben die Europäer aus ihren Fehlern gelernt?
Fakten
In China sind ein Viertel der Bevölkerung Unternehmer. In USA immerhin jeder achte, während in Europa ganze 6% unternehmerisch tätig sind. Verlassen sich die Europäer darauf, von multinationalen Konzernen und Regierungen angestellt zu werden? Unternehmerisches Denken ist in der Minderheit. Die Mehrheit ist weit weg von den Intentionen der Firmen. Vor allem Chinesen als solche und im Speziellen chinesische Unternehmen sind suspekt. Die meisten Europäer kennen China aus Zeitungen mit der Aktualität von 1980. Damals war China ein Entwicklungsland. Heute ist China die führende Wirtschaftsnation weltweit!
Nicht nur der US-Starinvestor Warren Buffett geht in Europa auf Einkaufstour! Chinesische Investitionen in Deutschland und Europa heben ab! 2010 wurde China zum fünftgrößten Auslands-Investor weltweit. 2013 überholte China die USA als weltweit größter Hersteller. China erwirbt bessere Technologien und etabliert weltweite Vertriebsnetze für seine Produkte. Geld ist für China kein Thema. Tatsächlich sieht Beijing Auslands-Investitionen als wichtigen Ersatz für die Akkumulierung von Devisenreserven. Heuer wird China mehr im Ausland investieren als das Ausland in China.
Historie
Anfangs war Sicherstellung der Rohstoffe das Ziel. Der Erwerb von Technologien und Markennamen war die nächste Zielsetzung. Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, erwerben chinesische Hersteller immer mehr Technologie und Markennamen. Der Aufbau von Absatzmärkten in neuen Märkten war der nächste Schritt. Um dem intensiven Wettbewerb auf dem heimischen Markt zu entkommen, schaffen chinesische Unternehmen im Ausland Vertriebszentren oder errichten Fabriken. Waren es anfangs chinesische Investitionen in Deutschland und anderen Ländern durch Staatsbetriebe, so investierten nach der Freigabe vermehrt private Unternehmen im Ausland.
Zielmärkte
Zielmärkte waren anfangs Asien, Afrika und die USA, anschließend Europa. Europa stellt sich den Chinesen als uneinheitlicher Markt dar. Für sie sind die einzelnen Länder und deren Marktgröße wesentlich. Chinesische Investitionen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind wesentlich attraktiver und weitaus umfangreicher als in Österreich. Luxemburg sticht wegen seiner steuerbegünstigten Headquarter-Funktion heraus. Von den Zentralen in Luxemburg aus werden die Investitionen in die jeweiligen Tochterländer weiter geleitet.
Bei Betrachtung der Jahre 2010 bis 2014 lässt sich erkennen, UK ist mit Abstand der Gewinner bei chinesischen Investitionen. Die Engländer investieren enorm in Marketing. Es gibt Niederlassungen der meisten Regionen Englands in China. Konsulatsangehörige kommen in die Firmen chinesischer Investoren und das 7 Tage die Woche und während 24 Stunden am Tag, natürlich gegen Bezahlung.
Frankreich hat in den letzten Jahren am meisten von Investitionen aus China in die Automobil-Industrie gewonnen. Chinesische Investitionen in Deutschland zielen vor allem auf Technologie und Produktion ab. Österreich liegt mit einer fallenden Tendenz weit abgeschlagen im zweistelligen Millionen-Bereich.
Marktsegmente
Die höchsten chinesischen Investitionen 2014 erfolgten in die Landwirtschaft Europas. Da die innerchinesische Nahrungsmittelversorgung nicht mehr ausreicht, werden zusätzlich zu Lebensmitteln Lebensmittelproduzenten in Europa gekauft. Investitionen in Energie in Europa zahlen sich für China aus. Sie stehen an 2. Stelle.
Die europäische Immobilien-Industrie ist durch Chinesen befeuert. Bekannt sind die typischen Klischees, wie „Reicher Chinese kauft Weingut in Frankreich.“ Weniger bekannt sind große Immobilien-Käufe durch die chinesische Seite.
Am Anfang war das Automobil!
Das galt lange Zeit für Europa. China wurde bis in die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts mit Fahrrädern gleich gesetzt. VW hat die Santana-Produktionsanlagen nach Shanghai geschafft. Sehr schnell wurde mit den Automobil-Joint-Ventures (von der chinesischen Regierung gezielt vorgeschrieben) der chinesische Markt bedient. Heute verdienen die europäischen Automobil-Produzenten nur mehr in China wirklich Geld!
Die Zulieferer folgten den Produzenten. Auch diese mussten lange Zeit Joint Ventures eingehen. Damit wurde Technologie der chinesischen Seite zugänglich, jedoch doch nicht zur Gänze. Davon gleich mehr. Chinesische Investitionen im Finanzbereich wurden anfangs fast ausschließlich von institutionellen Anlegern getätigt. Private Investoren folgten auf den Fuß. Die größten Umsätze werden in UK, Deutschland und Luxemburg durchgeführt, sowohl außer- als auch innerbörslich.
Chinesische Investitionen in Deutschland: Chancen
Dieser Überblick konnte hoffentlich Ihren Horizont bezüglich chinesischer Investitionen in Deutschland erweitern. Aber wie kann Ihr Unternehmen davon profitieren? Dazu mehr im zweiten Teil, so viel sei allerdings gesagt: Eine Kooperation mit chinesischen Investoren gelingt am besten, wenn Sie sich Manager mit Projekterfahrung und Beziehungen in Asien zu Nutze machen. Interim Manager von Bridge imp stehen Ihnen dafür auch kurzfristig zur Verfügung und vermitteln ganz nach Ihren Wünschen kultursensitiv zwischen Ihrem Unternehmen und möglichen chinesischen Investoren. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf!
Im zweiten Teil dieses Beitrags werden Sie mehr erfahren zu den Motiven chinesischer Investoren und den Möglichkeiten, die sich für europäische Unternehmen eröffnen.