Das Thema mit der Führung
, von Rayk Jakobi (Bridge imp)
Ein Autozuliefererwerk muss wie ein gut geöltes Getriebe funktionieren. Das Management und die Mitarbeiter tragen eine gemeinsame Verantwortung. Alle müssen immer dafür sorgen, dass alles rund läuft.
Vergleichen wir doch einmal Führungsverhalten mit einer Kupplung: Werden Entscheidungen von Führungskräften vorschnell getroffen, sprich lässt man die Kupplung zu schnell kommen, können zwei Dinge passieren:
1. Der Motor säuft entweder ab. Sprich es kommt zum Bandstillstand. Die Mitarbeiter haben die mit der Entscheidung verbundenen Vorgaben einfach nicht verstanden oder sind überfordert und machen eklatante Fehler.
2. Oder das Fahrzeug macht einen riesen Satz und beschleunigt viel zu schnell. Wenn man dann das Lenkrad nicht festhält, sprich der Fahrzeugführer oder, bezogen auf unseren Vergleich, die Führungskraft das Ruder nicht festhält, kann man ins Schleudern geraten: Ein Werk, das zu schnell läuft, kann heiß laufen. Es passieren automatisch Fehler.
Was sagt uns das: Alle Mitarbeiter, auch Führungskräfte, sind nur Menschen. Die einen brauchen Zeit, entweder Entscheidungen zu verstehen und können Vorgaben nur nacheinander nach Prioritäten abarbeiten. Die anderen müssen Zeit bekommen, diese Entscheidungen gut zu durchdenken.
Der hohe Druck in der Autozulieferindustrie führt aber trotzdem immer wieder zu Fehlern im Getriebe. Dies ist der Grund, warum wir derzeit von dieser Branche so viele Anfragen nach Interim Managern erhalten.
Die Ursachen können mannigfaltig sein: Zu viel Mikromanagement durch die Führungskräfte. Sprich es wird an allen Stellen bis ins kleinste Detail hineinregiert. Es ist kein Vertrauen da. Wie soll eine Mannschaft da in Ruhe arbeiten können? Sie sind die Experten. An anderen Stellen ist aber zu wenig Führung eine Fehlerquelle. Oder eine Führungskraft wird auch überlastet, übernimmt mehrere Aufgaben gleichzeitig. Dass das zu Fehlern führt, ist jedem klar.
Das klingt alles sehr einfach, ist es aber nicht. Solche Fehler sind immer mit großen Konsequenzen verbunden. Wenn der OEM nicht oder absehbar nicht weiter seine Fahrzeuge montieren kann, weil Teile nicht oder in schlechter Qualität geliefert werden bzw. werden können, wird ein sehr strenges und unnachgiebiges Verfahren in Gang gesetzt, um die Zulieferer wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Dies ist immer mit Mehrkosten und Stress verbunden. Die Folgen für einen Autozulieferer, der ein ganzes Projekt verlieren kann, können riesen Verluste sein bis zum Verlust eines Kunden!
Damit dies nicht passiert, ist die dauerhafte selbstkritische Abwägung des Führungsverhaltens unabdingbar. Wir wollen aber nicht den Druck nur auf die Schultern der Manager legen. Auch die Mitarbeiter tragen natürlich Verantwortung. Jeder einzelne Mitarbeiter ist ein Unternehmer. Er hat das Recht oder auch die Pflicht, Fehler zu erkennen und diese auch zu kommunizieren.
Aber zurück zur Führungskraft: eine Führungskraft muss sich nicht erst zusätzliche, gern auch externe Unterstützung in Form eines Interim Managers holen, wenn der Sand fest im Getriebe steckt, sprich alle Projekte auf rot stehen. Er beweist auch Verantwortungsbewusstsein, wenn er bereits absieht, dass er und seine Mitarbeiter den massiven Ansturm an Arbeit nicht schaffen werden. Es ist also kein Zeichen von Schwäche, wenn man Hilfe holt damit man wieder in der Lage ist, die Kupplung sanft kommen zu lassen.
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