Bei Kundenbesuchen von erfolgreichen mittelständischen Unternehmen im süddeutschen Raum höre ich häufig auf die Frage nach der bisherigen Erfahrung mit Interim Management, die Antwort „bisher keine“. Der Grund, der genannt wird, ist, dass die Unternehmen personell gut aufgestellt sind, nur geringfügige Fluktuation haben und Know-how intern ausbauen möchten. Die Stärke der Unternehmen rührt sicher von der hohen Identifikation ihrer Mitarbeiter. Man spürt förmlich den Wind von Kreativität, Unternehmenslust und Beharrlichkeit.
Die zentrale Frage, die sich mir in so einem Gespräch stellt, ist – was für einen Mehrwert kann ich für die mittelständischen Unternehmen durch Interim Management schaffen?
Wie uns die Erfahrung bei Bridge imp gezeigt hat, gibt es bei mittelständischen Unternehmen durchaus Bedarf an Interim Management. Neben den klassischen Vakanzen und Überbrückungen kristallisiert sich im Bereich der Gestaltung und Optimierung von Prozessen ein Handlungsbedarf heraus. Gerade hier haben mittelständische Unternehmen, im Vergleich zu den Konzernen mit ihren durchgestylten Prozessen und Strukturen, Nachholbedarf. Ein Interim Manager kann hier wertvolle Unterstützung leisten. Seine Stärke ist neben der Bedarfsanalyse und Konzeption, die tatsächliche Umsetzung und auch Akzeptanz der Mitarbeiter als Grundlage dafür zu schaffen.
Dadurch können mittelständischen Unternehmen noch effizienter und erfolgreicher werden.
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Kommentar von anonym |
Frau Quintel, Sie sprechen ein interessantes Thema an. Ich bin seit vielen Jahren in als Interimer tätig und war auch schon im mittelständischen Umfeld tätig. Nach meiner Erfahrung gibt es zwei Ursachen für die geringe Penetration des Mittelstandes mit interimistischen Dienstleistungen. Erstens: vielen Mittelständlern fehlt schlichtweg das Bewusstsein für die Ausschöpfung von Verbesserungspotenzialen. Zweitens: Mittelständler haben ein anderes Gehaltgefüge als Konzerne. Die Vergütung liegt im Schnitt um teilweise 30% unter der eines Konzerns. Mitarbeiter werden für den Gehaltsverzicht durch andere Rahmenbedingungen entschädigt wie z.B. flexiblere Arbeitszeiten, sozialeres Verhalten des Arbeitgebers in persönlichen Krisensituationen, höhere persönliche Mitarbeiterbindung und damit geringere Entlassungsgefahr, Arbeitgeberkredite, Firmenveranstaltungen, Nähe zum Arbeitgeber etc.
Selbstverständlich verursachen auch Teile dieser „weichen Gehaltsbestandteile“ nicht unerhebliche Kosten für das Unternehmen. Diese werden aber im Rahmen einer Mitarbeiter Vollkostenrechnung nicht berücksichtigt. Ein Interim Manager erscheint daher für den Mittelstand immer recht teuer.
Obwohl es sehr spannend ist im Mittelstand zu arbeiten und der Mehrwert, den ein erfahrener Interim Manager – nicht zuletzt aufgrund der kurzen Entscheidungswege - für einen Mittelstandständler erbringen kann m.E. oft erheblich höher ist, als in einem organisatorisch komplexen Konzernumfeld, ist ein Ausflug in den Mittelstand für den Interim Manager finanziell kaum darstellbar. Es ist bedauerlich, aber genau aus diesem Grund musste ich mich schon vor Jahren aus dem Mittelstandsumfeld zurückziehen.