Digitalisierung: Potentiale der Mitarbeiter richtig nutzen
, von Antje Lenk (Geschäftsführende Gesellschafterin Bridge imp)

Digitalisierung ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Jedes Unternehmen muss sich mit der digitalen Transformation seiner Prozesse auseinandersetzen. Allerdings gibt es dabei häufig zwei Fehler, wodurch die Potentiale der Mitarbeitenden verloren gehen.
In der letzten Zeit sind mir bei Gesprächen mit Kunden – aber auch mit Interim Manager/innen, die von Projekten berichteten – beim Thema Digitalisierung häufig zwei unternehmerische Fehler aufgefallen, über die es zu sprechen gilt.
Tatsächlich glaube ich, dass die Digitalisierung eines der größten strategischen Missverständnisse in vielen Unternehmen ist. Dabei gibt es gerade im Mittelstand zwei typische Fehler, die Unternehmen im Rahmen von Digitalisierungsprojekten begehen und die sich hartnäckig halten.
#lenkdenkt - die Meinung von Antje Lenk im Video
Zwei häufige Fehler bei Digitalisierungsprojekten
Fehler 1:
Fehler 2:
Der zweite Fehler betrifft Unternehmen, die genau gegenteilig handeln. In einem blinden "Digitalisierungs-Eifer" stellen sie alle bestehenden Prozesse und Arbeitsabläufe auf den Kopf. Diese Unternehmen digitalisieren, ohne ein klares strategisches Bild davon zu haben, welchen Idealzustand sie überhaupt erreichen möchten. Auch hier bleibt das Potential der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf der Strecke.
Ein konkretes Beispiel: Ein Bankmitarbeiter hat mir berichtet, dass durch die digitalisierten Prozesse und den dadurch gänzlich veränderten Arbeitsalltag die Kommunikation – sowohl intern zwischen den Mitarbeitenden als auch extern zum Kunden hin – nahezu verloren gegangen ist. Menschen, die früher viel persönlichen Austausch hatten und ursprünglich einen Beruf gelernt haben, der viel mit der Kunden-Kommunikation zu tun hatte, sitzen inzwischen einsam vor Bildschirmen und erledigen standardisierte Aufgaben. Diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurden bei der Digitalisierung nicht mitgenommen und sitzen nun frustriert am Schreibtisch. Es geht sogar so weit, dass einige bereits innerlich gekündigt haben.
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"Digitalisierung bedeutet eine umfassende Transformation und
nicht nur die Automatisierung althergebrachter Geschäftsprozesse."
Ich glaube, die wenigsten Geschäftsführer/innen machen sich ausreichend Gedanken darüber, was Digitalisierung für ihr Unternehmen wirklich bedeutet. Sie haben keine klare Vorstellung von dem Idealzustand, den sie mit Digitalisierungsprojekten erreichen möchten. Und zudem keine Strategie, wie man diesen digitalisierten Idealzustand überhaupt erreicht. In einer schnelllebigen Welt mit immer neuen Trends und Innovationen reicht es nämlich nicht aus, einfach das Faxgerät abzuschaffen und Papier künftig elektronisch zu verschicken. Sicher, das mit dem Faxgerät ist ein nicht ganz ernst gemeinter Witz von mir. Dennoch: Digitalisierung bedeutet eine umfassende Transformation und nicht nur die Automatisierung althergebrachter Geschäftsprozesse.
Bridge imp Geschäftsführerin Antje Lenk appelliert: Digitalisierung benötigt eine umfangreiche Strategie.
5 Schritte, um Digitalisierungsprozesse richtig umzusetzen
Um Digitalisierung in mittelständischen und kleinen Unternehmen richtig und zielgerichtet umzusetzen, sollten Unternehmen die folgenden 5 Schritte beachten:
- Mut zur Digitalisierung
Die Veränderungen innerhalb des Unternehmens werden umfassend sein, aber die erzeugten Effekte werden es ebenfalls sein. Bloß, wer nie beginnt und fortwährend an alten Abläufen festhält, wird die Vorteile der Digitalisierung nie für sich nutzen können. - Digitalisierung als ganzheitliche Strategie
Es reicht nicht, beispielsweise einfach technische Lösungen und Tools im Unternehmen zu implementieren. Es bedarf vorab einer Strategie, wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit diesem technischen Handwerkszeug arbeiten sollen. Es braucht eine klare inhaltliche Unternehmensstrategie, die auf die veränderten Prozesse und Arbeitsabläufe ausgerichtet ist, sowie Personalstrategien – welches Know-how wird für die Umsetzung benötigt – um das Potential von digitalisierten Prozessen auch wirklich ausschöpfen zu können. - Den Idealzustand definieren
Legen Sie Ihre Vision und den Idealzustand fest, der mit der Digitalisierung erreicht werden soll. Wenn die positiven Effekte vorher klar definiert sind, wissen alle Beteiligten, auf welche Ziele sie hinarbeiten und welchen Nutzen sie davon haben. - Immer die gesamte Organisation im Blick behalten
Versteifen Sie sich nicht auf einzelne Abteilungen und Bereiche. Die Veränderungen betreffen immer das gesamte Unternehmen. Um bei der Digitalisierung erfolgreich zu sein, müssen die neuen Prozesse die gesamte Organisation durchdringen und die Mitarbeitenden bestmöglich mitnehmen. Natürlich sollten die digitalen Transformationen später auch Ihren Kunden Nutzen bringen. - Stetige Überprüfung des Projektfortschrittes
Es ist enorm wichtig, alle Digitalisierungsprojekte, die Sie planen oder bereits gestartet haben, stetig dahingehend zu überprüfen, ob diese wirklich zu Ihrer Vision beitragen und ob das Projekt entsprechende Fortschritte erzielt. Wichtig: Binden Sie dabei unbedingt alle Fachabteilungen ein und berücksichtigen Sie jede einzelne Maßnahme.
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Ärzte machen es vor: So geht Digitalisierung richtig
Ein positives Beispiel für gelungene Digitalisierung findet sich in der Gesundheitsbranche. Dort werden Termine über Online-Portale vergeben und Patienten können Formulare vorab auf ihrem Smartphone ausfüllen. Dadurch werden Wartezeiten massiv verkürzt und die frei gewordene Zeit nutzen die medizinischen Fachangestellten für die Arbeit am Patienten. Und das ist ja schließlich der eigentliche Grund für ihre Berufswahl.
Übertragen Sie dieses Bild doch mal auf Ihre Branche und überlegen Sie sich, welche Effekte Sie durch die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen erreichen könnten.
Denn, wenn sie richtig angegangen wird, bietet die Digitalisierung immer noch enorme Chancen. Sie müssen nur den Mut haben, sich darauf einzulassen und zudem eine klare Vision verfolgen. Kommunizieren Sie diese Vision und die positiven Auswirkungen klar und transparent. Dann wird es auch gelingen, die Potentiale der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu nutzen und Ihr Unternehmen auf eine neue Stufe zu heben.
Ihre Antje Lenk
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