Das Streben nach Gewinn bestimmt heute die Märkte mehr denn je. Dass jedes Unternehmen Gewinne machen muss, ist unter der Maßgabe unserer Wirtschaftsphilosophie eine Selbstverständlichkeit.
Aber muss es die Gewinnoptimierung um jeden Preis sein? Ich sage nein!
„Das Gras wächst nicht schneller, auch wenn Sie dran ziehen“, diesen Satz würde ich, im übertragenen Sinne, vielen unserer Industriekapitäne gerne ans Herz legen. Überall dort, wo in übertriebenem Maße „Druck gemacht“ wird, entsteht ein unnatürliches Wachstum. Mit der Folge, dass irgendein Aspekt oder sogar mehrere in diesem Wachstumsprozess auf der Strecke bleiben.
Es entstehen, wie wir heute so schön sagen „Blasen“. Und Blasen haben eine Tendenz zum Platzen.
Aber wo liegt nun die Ursache für diese Phänomene der Gewinnoptimierung und der Blasenbildung?
Meiner Ansicht nach liegt sie im Charakter und Wertesystem der Menschen, die unsere Wirtschaft lenken. Wenn die Unternehmensführungen nach Gewinn streben, aber den dafür nötigen Faktoren wie Mitarbeiter, Umwelt, Kunden, etc. mit Respekt und Achtsamkeit begegnen, erhalten sie eine gesunde Basis für nachhaltigen Erfolg.
Das Gegenteil, nämlich kurzfristigen Erfolg und Blasenbildung, erhalten wir, wenn die Unternehmen ohne Rücksicht auf Verluste die Gewinnoptimierung als erklärtes Ziel ausgeben.
Und hier wären wir wieder beim ehrbaren Kaufmann. Ehrbar, weil respektvoll, fair, nachhaltig, vertrauensvoll, etc. Alles Dinge, die wir heute in unserem Wirtschaftssystem weitestgehend vermissen.
Der ehrbare Kaufmann hat Charakter und ein wohlwollendes, am Menschen ausgerichtetes Wertesystem - Dinge die schon lange nicht mehr so wichtig waren wie heute.
Für die Zukunft der Menschheit und die Zukunft unserer Wirtschaft.
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Kommentar von K. Greiwe |
Sehr geehrter Herr Höfler,
die Differenzierung zwischen kurzfristigem und langfristigen/nachhaltigen Wachstum bzw. Denken und Handeln ist essentiell. Letzteres ist strategisch orientiert und sollte im heutigen Management-Denken fest verankert sein.
Da Werte sich natürlich auch subjektiv/individuell artikulieren, sollte man eine Generalisierung vermeiden. Visionen und Corporate Policies bilden die Entwicklung zur Nachhaltigkeit heute bei Unternehmen verstärkt ab.
Es gibt aktuelle Studien zu Wettbewerbsvorteilen von DAX-Unternehmen (definiert anhand des Konzerngewinns),die nachweislich erfolgreicher sind als weniger nachhaltig engagierte Counterparts.
Auch wird das Thema der Nachhaltigkeit zunehmend von Unternehmen in Anforderungsprofilen an Lieferanten artikuliert und als Grundvoraussetzung für die (und vor der) Etablierung von wirklichen Geschäftsbeziehungen geprüft.
Der Begriff des "ehrbaren Kaufmanns" hat sich in diesem Zusammenhang sicherlich verändert in Richtung "ehrbarer, nachhaltiger Unternehmensführung".
Mit besten Grüßen
K. Greiwe
Kommentar von Björn Michel |
Sehr geehrter Herr Höfler,
Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Gerade in Zeiten, in denen Menschen immer mehr nur als "einfache Ressourcen" angesehen werden, steht das "ehrbare Kaufmannstum" für jenes Wertebild, welche wieder in der Öffentlichkeit verbreitet und vorgelebt werden sollte.
Beste Grüße aus Köln
Björn Michel
Kommentar von Christoph Deinhard |
Sehr geehrter Herr Höfler,
Sie haben mit jedem Punkt Recht.
Das Problem ist nur, daß das so von fast allen gesagt wird, aber daß sich bei genauerer Recherche herausstellt, daß diese Aussage meist nur Marketingsprech ist. Messen lassen sich die wenigsten, und Transparenz ist ein Fremdwort.
Grüße,
Christoph Deinhard
der zusammen mit einem guten Team soeben für echte und transparente Wahlen beim DDIM gesorgt hat zum Nutzen unserer Branche
Kommentar von Raphael Eckert |
Leider fließt das Geld dort hin, wo es sich am besten verzinst.
Kommentar von Monika Ahlbrecht |
Sehr geehrter Herr Höfler,
ich kann mich Herrn Dieck nur anschließen!
Beste Grüße aus Wuppertal
Monika Ahlbrecht
Kommentar von Stefan Bornemann |
Sehr geehrter Herr Höfler,
vielen Dank für diesen erfrischenden Artikel. Als Ergänzung rege ich an, vielleicht auch noch zwischen Gewinn- und Umsatzstreben zu unterscheiden.
Kommentar von Wiedemeier |
Hallo Herr Höfler,
die von Ihnen skizzierte Themenstellung "Gewinnoptimierung" ist nicht so sehr ein Ergebniss eines bestimmten "Charakters", sondern eine Konsequenz des Calvinismus. Diese Religionsrichtung führte das Prinzip ein, das man Gott dadurch loben könne, wenn man bereits zu Lebzeiten besonders reich und erfolgreich würde. Das Kanonische Zinsverbot wurde damit natürlich ausgehebelt. Seit der Unabhängigkeit der USA hat sich diese Situation nun mittlerweile immer stärker aufgeschaukelt und findet nun seinen Niederschlag bspw. im Fairness Prinzip der IFRS Bilanzierung.
Der ehrbare Kaufmann, der nach dem strengsten Niederstwertprinzip gearbeitet hat, lässt sich damit nicht mehr abbilden. Aber lassen Sie mich mit Andre Kostolany enden "Nur der Verlust ist real, der Gewinn ist immer irreal".
LW.
Kommentar von Peter Dieck |
Sehr geehrter Herr Höfler,
ein wohltuend anderer Beitrag in der heutigen kurzlebigen und wertearmen Managementwelt, der mir aus der Seele spricht.
Neben Persönlichkeit und Kaufmannsgeist mangelt es häufig auch am 'Common Sense'.
Viele Grüße aus Essen
Peter Dieck