Eigentlich...
, von Heinz Jäger (JP Mergers & Finance)
„Eigentlich sollte hier unsere Anzeige stehen…“ Mit diesen Worten beginnt eine Image-Kampagne, mit der ein großer deutscher Automobilkonzern vor einigen Monaten versuchte, etwas zurückzuerlangen, was er selbst leichtfertig verspielt hat: die eigene Integrität.
Denn wieder einmal wurde unser Vertrauen erschüttert. Nach der Finanzkrise, dem Frankfurter Bankenskandal folgte dann das Abgas-Debakel. Und das ungute Gefühl macht sich breit, dass das nur die Spitze des Eisberges ist. Müssen wir uns von der Vorstellung der Ehrlichkeit im Wirtschaftsleben verabschieden? Ja, vielleicht müssen wir das. Oder vielleicht gibt es ja doch Hoffnung, dass ein Umdenken, eine Rückkehr zu fundamentalen Werten, möglich ist.
Sicher scheint, dass es in der Wirtschaft immer mehr Firmen ohne Unternehmenskultur und ohne Wertesystem gibt. Natürlich stehen alle Marktteilnehmer unter enormem Erfolgs- und Konkurrenzdruck. Aber gerade dann sind echte Werte so wichtig. Unter Belastungen zeigt sich doch, ob ein Fundament trägt oder eben nicht. Natürlich kann es immer wieder passieren, dass - kurzfristig gedacht - hehre Prinzipien dem Erfolgs- und Gewinnstreben im Weg stehen. Also wirft man sie als lästigen Ballast über Bord? Wie kurzsichtig das ist, zeigen eben jene Skandale, die uns so sehr beschäftigen. Denn wer Ehrlichkeit nicht als Wert betrachtet, öffnet der Unehrlichkeit Tür und Tor. So einfach ist das… und so teuer! Eine Erkenntnis des Abgas-Desasters wird darin bestehen, dass es sich eines Tages beziffern lässt, wie viele Milliarden Euro es das Unternehmen gekostet hat, das Prinzip der Ehrlichkeit preis zugeben.
Dass ein Leben ohne Werte wertlos ist, weiß jeder, der schon einmal vor der Aufgabe gestanden hat, ein Kind zu erziehen. Wie bringe ich einem jungen Menschen die Grundfesten des Zusammenlebens bei: Vertrauen, Verlässlichkeit, Liebe und Ehrlichkeit - um nur einige zu nennen? In früheren Zeiten sprach man im Zusammenhang mit elterlicher Fürsorge auch von einer heiligen Pflicht - weil die Aufgabe so groß und wichtig ist und Respekt verdient.
„Heilig“ mag uns heute als ein zu großes Wort erscheinen. Wir leben in profaneren Zeiten. Und dennoch gilt noch immer und uneingeschränkt, dass gemeinsame Werte das Fundament allen Zusammenlebens bilden - in Familien genauso wie im öffentlichen Leben. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Ist es aber leider nicht.
Wie gesagt: Kinder bekommen Grundwerte wie Ehrlichkeit und Vertrauen von ihren Eltern vermittelt. Wer aber wird in der Lage sein, diese Lebensprinzipien, denen wieder nahe zubringen, die in unserer Welt Verantwortung tragen sollten - eigentlich…
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