Bitte machen Sie etwas falsch – ein Plädoyer fürs Wagnis Innovation
, von Julia Klein (Bridge imp)
Bruchsicher ist das Glas des neuen Cybertrucks, so Teslas vollmundiges Versprechen. Bei der ersten Live-Demonstration schlägt die darauf geworfene Metallkugel die Fenster des Pick-ups kaputt. CEO Elon Musk wirft einen Blick auf den Schaden, sagt: „Ah, not bad, room for improvement" und setzt die Präsentation fort – ein Paradebeispiel für Innovationsgeist. Denn scheitern heißt lernen.
Hierzulande ist eine solche Reaktion kaum vorstellbar. Wie sähe unser Land aus, wenn mehr Manager die Devise „Keine Angst, Fehler zu machen“ auch nur annähernd so leben würden?
„Ein visionäres Unternehmen ist offen dafür, Dinge auszuprobieren“, sagt Hendrik Hobbhahn, leidenschaftlicher Verfechter von Unternehmermut. Als Projektleiter ist er meist Mittelsmann zwischen IT und kaufmännischem Bereich – eine anspruchsvolle Rolle zwischen Fortschritt und Sicherheit.
Fortschrittlich investieren
Innovative Experimente zu betreiben, bedeutet auch, in Fehler zu investieren. Vor allem denen, die bereits erfolgreich sind, ist das Risiko zu groß. Hobbhahn kennt das Phänomen: „Das Problem der Platzhirsche ist, dass das Geschäft ja noch funktioniert. Da ist eine Bequemlichkeit, die dann entsteht, wenn man vorne ist. Man erinnere sich nur beispielsweise an Nokia, den einstmals unangefochtenen Marktführer für Mobiltelefone und wie sich dieser Geschäftsbereich für Nokia weiterentwickelt hat.“
Warum sich aufs Glatteis wagen, wenn man doch stabil steht? Weil die anderen sonst einfach vorbeiziehen und neue Ufer erreichen, während man sich selbst keinen Meter bewegt hat.
Probieren und korrigieren
Die erfolgreichen Unternehmen unserer Zeit haben immer einen Schritt weitergedacht als alle anderen. Und sie haben in erster Linie eine Idee entwickelt, kein Geschäftsmodell. „Man muss den Mut haben, etwas zu probieren, was eventuell nicht funktioniert“, so Hobbhahn. Wenn es nicht weitergeht, wird das nächste ausprobiert.
Wenn Hendrik Hobbhahn im Einsatz ist, zeigt er moderne Lösungsmöglichkeiten, aber auch Risiken auf. Beide Wege – investieren in ergebnisoffene Innovationsprojekte oder auf die unveränderliche Beständigkeit des Markts bauen – sind riskant.
Natürlich sollten wir nicht jeder fixen Idee hinterherjagen. Aber auch nicht etwas nicht tun aus Angst, es könnte schiefgehen.
Innovation fördern
Anleitung zur Innovation: Man setze Mitarbeiter mit offenem Mindset an einen Tisch, hole externe Erfahrung dazu, gebe dem Team 6 Monate Zeit und investiere Mut (und ja, etwas Budget). Was kann man erwarten? Die durchaus realistische Chance, dass aus dieser Arbeitsgruppe etwas erwächst, das den Horizont und die Revenues der Unternehmung weiterentwickelt. Es lohnt sich also.
„Wir müssen mutig sein, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und um nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten, als wir jetzt schon sind. Und dabei keine Angst davor haben, radikale, disruptive Maßnahmen zu treffen“, erklärt Hobbhahn. Mut brauchen wir und Selbstbewusstsein. Denn der Welt ein unfertiges Produkt zu zeigen, wie Elon Musk es mit seinem Cybertruck tat, erfordert mehr Souveränität, als Perfektion zu veröffentlichen.
Wer nie nichts wagt, der stets gewinnt?
Eine Vision ist das Bild von etwas Zukünftigem, entworfen in der Vorstellung, sagt der Duden [https://www.duden.de/rechtschreibung/Vision]. Sie ist kein fertiger Bauplan, sondern nur die Idee einer Möglichkeit. Eine Vision kommt ohne Erfolgsgarantie.
Mehr zum Interviewpartner:
Hendrik Hobbhahn ist seit über 10 Jahren als Interim Manager im Bereich Strategieberatung sowie Projekt- und Programmmanagement tätig. Seine Schwerpunkte liegen in der Bestandsaufnahme, der Lösungsfindung und deren Durchführung. Darüber hinaus betreibt er mit einem Partner ein IT-Systemhaus, welches sich auf die Planung und Entwicklung von kundenspezifischen Softwarelösungen spezialisiert hat.
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