Eine Frage der Führung
, von Dieter Höfler (Beirat Bridge imp, Unternehmer, Berater)

Eine Frage der Führung titelte das Handelsblatt eine 14-seitige Beilage Mitte Mai diesen Jahres. Unter der Ägide von Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblattes, entstand die Pathfinder Initiative. Dabei geht es darum, ein neues, den heutigen Bedürfnissen unserer Nachwuchsführungskräfte entsprechendes Führungsverständnis zu entwickeln.
Neben einigen CEO`s von DAX-Unternehmen, einer Leadership Expertin und anderen waren auch der Sport-Psychologe Hans-Dieter Hermann und der Dirigent Gernot Schulz bei der Veranstaltung anwesend, zu der die vertretenen CEO`s ihre vielversprechendsten Nachwuchstalete eingeladen hatten. Diese sollten inspiriert und motiviert werden für ihre zukünftigen Führungsaufgaben.
Gesucht: der motivierte und begeisterte Mitarbeiter
Eine erfolgreiche Firma braucht motivierte und begeisterte Mitarbeiter! Das war schon immer so, das wissen und wussten die Führungskräfte von heute und gestern.Aber reicht dies zu wissen alleine aus? Offensichtlich nicht! Denn wie sonst könnte es sein, dass gemäß der jüngsten Gallup-Studie nur 16 Prozent der Mitarbeiter motiviert und begeistert die Ziele ihres Unternehmens umsetzen, 67 Prozent Dienst nach Vorschrift machen und 17 Prozent innerlich gekündigt haben oder sogar dagegen arbeiten? Tausende von Führungstrainings werden pro Jahr in Deutschland abgehalten und viel Führungswissen wird vermittelt. Mit der Umsetzung aber scheint es nicht allzu weit her zu sein. Woran liegt das?
Natürlich ist Führung ein komplexes Thema. Und trotzdem gibt es ein paar ausschlaggebende Dinge, die dafür verantwortlich sind, dass viele Führungskräfte ihre Mitarbeiter nicht oder nicht mehr erreichen. Mit reinem Wissen hat das aber wenig zu tun.
Gefragt ist Authentizität!
Mitarbeiter wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Sie stellen sich Fragen wie: Wer ist das, unser Chef? Wie tickt der? Ist der aufrichtig und glaubwürdig? Steht der hinter uns, wenn`s drauf ankommt? Tut der, was er sagt? Ist der nahbar oder versteckt er sich in seinem Elfenbeinturm? Kommt der auch mal zu uns, oder lässt er uns immer in seinem „sicheren“ Büro antanzen?
Wenn die Führungskraft auf diese Fragen keine „guten“ Antworten, im Sinne seiner Mitarbeiter hat, wird sie es schwer haben, ihre Mitarbeiter hinter sich zu bringen.
Glaubwürdigkeit ist hier ein Begriff, der sehr eng mit Authentizität zusammenhängt. Wo Glaubwürdigkeit fehlt, ist wirkliche Führung nicht möglich. Schauen Sie sich die Politik an - 50 Prozent der Bevölkerung geht nicht mehr wählen. In den Unternehmen sind es gemäß der vorher erwähnten Studie 84 Prozent!!!
Ein anderes dieser Dinge ist Demut!
Ein Begriff, der für viele hier gar nicht hingehört. Führung ist aber eine Dienstleistung, eine Dienstleistung an den Mitarbeitern und das hat was mit dienen zu tun. Rüdiger Grube, CEO der Deutschen Bahn, redet auf der Veranstaltung von „Bodenhaftung nicht verlieren“, von Führung als Handwerk und davon, dass sich ein CEO zu 50 Prozent seiner Arbeitszeit mit seinen Mitarbeitern beschäftigen sollte. Und damit meint er nicht seine Vorstandskollegen.
Der Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann spricht von Teamspirit im Zusammenhang mit erfolgreicher Führung. Das wiederum heißt, ein gemeinsames Ziel zu erarbeiten und zu definieren - heißt, zusammenarbeiten - heißt, sich gegenseitig zu helfen.
Die aktuelle Fußball-Weltmeisterschaft ist eine schöne Studie, wenn es darum geht, zu sehen, was Teamgeist bewegen und was Einzelkämpfertum „zerstören“ kann. Costa Rica und Portugal sind hierfür zwei schöne Beispiele.
Auch der Dirigent Gernot Schulz liefert zum Thema Team beste Beispiele. Dass ein Orchester zusammenspielen muss, ist jedem klar. Aber was ist dafür notwendig? Es ist die Bereitschaft zusammenzuspielen zum Wohle des Ganzen, nämlich dafür, dass das Musikstück klingt wie aus einem Guss. Wer das nicht will oder kann, hat im Orchester von Gernot Schulz keinen Platz, da kann er noch so ein Virtuose sein. Auch das ist Teamspirit!
Apropos Zusammenspiel: Zusammenspiel im Vorstand, in der Geschäftsleitung? Man hat, wenn man die Medien verfolgt, den Eindruck, dass eher hauen und stechen der Alltag ist. Jeder gegen jeden, statt einer für alle und alle für einen. Und hier wären wir bei der Vorbildfunktion! Glauben Sie, dass Ihre Mitarbeiter mitkriegen, wie Sie im Vorstand miteinander umgehen? „Wenn die da oben kein Team sind, warum sollen wir eins sein...?“ ist dann die Aussage.
Und wo Sie ohne Teamgeist landen, zeigt die Gallup-Studie...
Die Initiative Pathfinder finde ich großartig. Von dem Wissen über gute Führung hin zum Tun scheint mir, auch bei den vertretenen CEOs, noch ein schönes Stück Weg zu sein. Ich würde mir wünschen, dass bei den nächsten Pathfinder Veranstaltungen nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer zu Wort kommen, um die Bedürfnisse der Indianer klar zu machen, denn diese werden von den Führungskräften, gerade denen im Elfenbeinturm, gerne übersehen.
Zukunftsfähige Führung für zukünftig erfolgreiche Unternehmen kann meiner Ansicht nach nur dann gelingen, wenn sie gemeinsam von Führern und zu Führenden erarbeitet wird.
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Kommentar von Martina Breuer |
Guten Tag Herr Höfler,
vielen Dank für diesen interessanten Beitrag.
Ich nehme einige Ihrer Anregungen mit in meinen Berufsalltag. Die knappe Zusammenfassung ist sehr hilfreich.
Beste Grüße
Martina
Kommentar von Hubert Hofmann |
Sehr geehrter Herr Höfler,
ein sehr guter Beitrag mit viel Tiefgang und Wahrheit. Vielen Dank dafür. Beim Lesen fiel mir ein Zitat ein, das ich vor einiger Zeit mal gehört habe: " Eine Führungskraft muss bereit sein, mehr auf sich zu nehmen, als sie anderen zumutet. " Im Volksmund heißt das auch " der klügere gibt nach ". Durch Verzicht auf die Pflege der persönlichen Eitelkeit läßt sich viel zerstörerische Eskalation vermeiden. Gerade im Führungsbereich.
Viele Grüße
Hubert Hofmann
Kommentar von Hans Rolf Niehues |
Guten Tag, Herr Höfler,
es geht um Kultur. Und Tischkultur in diesem Kontext heisst, der Fisch soll nicht vom Kopf stinken.
Führen heisst, "mit gutem Beispiel vorangehen." Mit Weitsicht, Umsicht, Übersicht, Vorsicht, Aufsicht, Rücksicht und Zuversicht.
Kommentar von Kerstin Schmitt |
Was für ein schöner Beitrag! Vielen Dank dafür!
Kommentar von Antje Lenk |
Lieber Herr Höfler,
vielen Dank für den inspirierenden Blog ;-)
Antje Lenk.
Kommentar von Bernd Hafner |
Sehr geehrter Herr Höfler,
die Themen Führung und Kommunikation gehören seit Jahrzehnten in Theorie und Praxis zu meinen Schwerpunkten, und Ihr so kurzer Bericht bringt sie allerbestens auf den Punkt!
Die Verschwendung von Zeit, Geld und Nerven aller Beteiligten durch schlechte Führung schmerzt mich immer wieder. Der einzige Weg zur Besserung ist es wohl, in seinem eigenen Verantwortungsbereich alles daran zu setzen, dass es "richtig läuft".
Vielen Dank für Ihren Artikel, und uns allen viel Erfolg beim richtigen Führen durch Beispiel,
Bernd Hafner.