Familienorientierte Personalpolitik und Interim Management
, von Andrea Quintel (Senior Beraterin Bridge imp)
Der drohende Fachkräftemangel ist aktuell in aller Munde und geistert in schöner Regelmäßigkeit und in unterschiedlicher Intensität durch die Presse. Die stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die viel diskutierte und heiß umstrittene Frauenquote gelten als mögliche Lösungsansätze für das Problem – kaum ein Unternehmen, das sich daher aktuell diesen Themen entziehen kann, will es erfolgreich am Markt agieren.
Eine familienfreundliche Personalpolitik kann gerade kleinen und mittleren Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil im „Kampf um die besten Köpfe“ bescheren und ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Damit lassen sich Fachkräfte nicht nur einfacher gewinnen sondern auch langfristig binden. Auch die Zahl gut ausgebildeter Frauen, die nach der Geburt eines Kindes schneller wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren, kann mit den entsprechenden Maßnahmen deutlich erhöht werden. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zeigt: Mehr als Dreiviertel aller Eltern zwischen 25 und 49 Jahren sind bereit, für mehr Familienfreundlichkeit ihren Job zu wechseln, viele haben das bereits tatsächlich gemacht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist den meisten wichtiger als die Höhe des Gehalts. Immer mehr Arbeitnehmer – auch solche ohne Nachwuchs – legen wert drauf, dass die Arbeit und die persönlichen Interessen kompatibel sind. Die Vorteile für Unternehmen durch eine familienfreundliche Personalpolitik liegen auf der Hand: verringerte Fehlzeiten, kürzere Auszeiten nach der Geburt eines Kindes und damit Erhalt von Know-how, erhöhte Loyalität und verstärkte Mitarbeiterbindung.
Wie so eine familienfreundliche Politik in der Praxis aussehen kann, dafür gibt es eine Reihe von Lösungen. Die flexible Gestaltung von Arbeitszeitmodellen, Arbeitsorganisation (z.B. Urlaubsplanung) und Arbeitsort sind denkbare Instrumente, darüberhinaus müssen die Führungskräfte des Unternehmens für das Thema sensibilisiert werden. Gibt es zusätzlich noch praktische familienunterstützende Serviceleistungen (Kinderbetreuungsangebote, Freizeitangebote für Beschäftigte und deren Familien, usw.) sind die Voraussetzungen für eine tragfähige Balance zwischen Familie und Beruf schon weit gediehen.
Auch das Instrument Interim Management kann hier einen wertvollen Beitrag leisten. Gerade für Führungskräfte ist die angesprochene Balance zwischen Privatem und Geschäftlichem oft eine Herausforderung; eine längere Pause oft eine (zu) große Hürde für eine Rückkehr in die alte Position und Verantwortung. Manager auf Zeit können die Lücke füllen, wenn Elternzeit in Anspruch genommen wird, ein Angehöriger für eine gewisse Zeit betreut werden muss oder aus anderen Gründen eine Auszeit vom Job notwendig wird. Der Arbeitgeber muss keinen Know-how-Verlust befürchten und der Mitarbeiter weiß um die beruhigende Tatsache, dass er wieder an den alten Arbeitsplatz zurückkehren kann. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten!
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