Führungskräfte in Zeiten der Corona-Krise: Fahne oben halten!
, von Jens Quentin (Bridge imp)

Das Coronavirus wirbelt weiter unser Leben durcheinander. Egal ob als Privatperson oder Unternehmer: Diese außergewöhnlichen Ereignisse stellen eine Herausforderung für alle in allen Bereichen dar. Das gilt auch für Führungskräfte in Zeiten von Corona: Welche Eigenschaften sind in Krisen besonders gefragt? Wie führen wir unsere Teams erfolgreich durch die aktuelle Extremsituation?
Was der Change-Profi rät

In unserem Interview gibt Ralph Strobel wertvolle Tipps. Strobel kann rund 30 Jahre Führungserfahrung vorweisen. Dabei zeichnen ihn seine strategisch-konzeptionelle Kompetenz und seine lösungs- und ergebnisorientierte Umsetzungsstärke aus. Zu seinen Spezialgebieten als Interim Manager zählen Projektleitung und Projektmanagement sowie die Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung im Rahmen des Business Development. Seine Branchenkenntnisse erstrecken sich von Automotive über Maschinenbau bis hin zu Healthcare und IT.
Wo liegen für Führungskräfte und Projektleiter die besonderen Herausforderungen der Corona-Krise?
Auf Führungskräften lastet aktuell ein enormer Druck: Sie müssen Projekte, die trotz Krise noch laufen, weiter am Laufen halten und gleichzeitig ihre Teams vorbildlich durch das extrem angespannte Tagesgeschäft führen. Dies geschieht mehrheitlich auf Remote-Basis, was für viele per se eine große Umstellung bedeutet und buchstäblich über Nacht kam. Zudem sind sie natürlich von der eigenen familiären Homeoffice-Situation und geschlossenen Schulen sowie von persönlichen Ängsten vor den Folgen der Krise stark tangiert.
Auf der anderen Seite geht es ihren Mitarbeitern genauso, sowohl wegen der häuslichen Situation als auch wegen Existenzängsten. Manche bleiben engagiert dabei, manche stellen schon nach einer Woche die Sinnfrage, ob sich der eigene Beitrag überhaupt noch lohnt. Beiden Gruppen gemein sind die Furcht vor dem Verlust von Job und Einkommen, vor dem Virus selbst und ganz generell Sorgen vor einer radikal veränderten Zukunft.
Dieser extreme Spagat zwischen Eigenmotivation und Führungsverhalten lässt oftmals die beruflichen Aufgaben in den Hintergrund rücken. Selten waren die Tugenden als Vorbild und Orientierungsgeber für ein Team so gefragt wie jetzt. In meinem aktuellen Projekt, dem Change Management im Rahmen einer ERP-Einführung, war das am ersten Tag nach Einführung der staatlichen Einschränkungen sowie den unmittelbaren Folgen für die Unternehmen spürbar. Jedem war klar: Wir müssen sofort den Umfang unserer Unterstützung anpassen, um die Projektleiter nicht allein zu lassen und damit auch mittelfristig den Roll-Out nicht zu gefährden. Daraus haben wir ein pragmatisches Konzept entwickelt, welches nun umgesetzt wird.
Können Sie kompakt die wichtigsten Eckpfeiler Ihres Konzepts erläutern?

Kurz gesagt: Eine konkrete Unterstützung für die Projektleiter, damit sie besser durch die Krise navigieren können. Wir haben kurze Interviews über Stimmungslage und Motivation geführt, wie es innerhalb des Projektteams aussieht und welche möglichen Unterstützungen sinnvoll sind. Am Ende war klar, dass wir uns an drei Zielen ausrichten müssen:
- die Sicherstellung der persönlichen Widerstandskraft der Projektleiter
- die Stabilität in ihrer Rolle als Führungskraft
- die Orientierung für das eigene Team, die aufrechterhalten werden muss
Wir haben das in einem 6-Schritte-Programm zusammengefasst und mit praktischen und sofort im Tagesgeschäft umsetzbaren Aufgaben, Übungen und Methoden angereichert. Die Projektleiter bekommen also einen Crash-Kurs und eine Begleitung, z.B. zum Umgang mit Widerständen oder Konsequenzmanagement. Wir setzen dies nun seit einer Woche remote mit sehr positivem Feedback um und konnten schon das eine oder andere Team stabilisieren. Die Führungskräfte schätzen einen echten Partner und Berater an ihrer Seite, der sie auch in diesen bewegten Zeiten praktisch unterstützt.
Welche Fähigkeiten und Erfahrungen sind bei Interim Managern in der aktuellen Ausnahmesituation notwendig, um die Corona-Krise zu meistern?
Wenn ich jetzt meine aktuelle Situation bewerte, sind das drei Dinge:
- Beharrlichkeit, weiterhin alles Notwendige für meinen Kunden zu geben, auch wenn man selbst natürlich Sorgen hat, wie das alles weitergeht und wie man selbst betroffen sein könnte. Hier muss man selbst die Fahne oben halten und mit gutem Beispiel vorangehen. Ich kann nicht Leadership einfordern, ohne das selbst zu leben.
- Flexibilität, unabhängig vom Inhalt der Beauftragung die wirklich notwendige und praktische Unterstützung zu geben, die dem Kunden tatsächlich jetzt und sofort hilft. Da ist oftmals auch die Extrameile gefragt. Man sieht in dieser Situation durchaus den Unterschied zwischen Dienstleister und Partner.
- Erfahrung. Natürlich hat niemand von uns solch eine Krise schon einmal erlebt, aber ich möchte von mir behaupten, dass ich mit rund 30 Jahren Projekt- und Führungserfahrung auch kein Junior mehr bin. Viele Reaktionen und Verhaltensweisen können antizipiert werden. Über eine frühzeitige Analyse in Kombination mit einem tiefen methodischen Erfahrungsschatz aus Projekt-, Prozess- und Change Management entstehen wirkliche Werte und ein großer Nutzen für den Kunden.
Wieso ist ein Interim Manager in der aktuellen Situation die richtige Wahl?
Grundsätzlich ist ein Interim Manager immer die richtige Wahl, wenn es um spezielle Einsätze geht, aktuell aber in der Tat ganz besonders. Wir reden über tiefgreifende Änderungen in jeder Organisation u.a. in den folgenden Bereichen: Führung, Projekte, Digitalisierung, Kommunikation, Veränderung. Die momentanen Einschläge sind so allumfassend, dass eine Organisation diese Fach- und Führungsfähigkeiten unternehmensweit niemals vorhalten kann, um als Feuerwehr an wirklich jedem Brandherd zu reagieren.
Ein Interim Manager geht hier mit der Erfahrung voll in die Verantwortung und unterstützt von der inhaltlich-methodischen Vorgehensweise bis hin zum praktischen Anpacken in einer extremen Breite und Tiefe. Für Kunden zahlt es sich jetzt aus, dass viele Interim Manager neben der fachlichen Expertise auch über Managementerfahrung und Coaching-Fähigkeiten verfügen. Diese Kombination ist aktuell sehr gefragt und macht Interim Management damit auch und gerade in Zeiten der Corona-Krise zu einem wertvollen Tool mit Mehrwert.
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Corona und KMU: Mit HR-Lösungen durch die Krise
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Krisenmanagement erfordert besonderes Geschick
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