Die Führungskraft im 21. Jahrhundert
, von Dieter Höfler (Beirat Bridge imp, Unternehmer, Berater)

Eine aktuelle Studie des Unternehmens achiveglobal beschäftigt sich mit den Herausforderungen für Führungskräfte im 21. Jahrhundert. Dabei wurden ca. 1000 Führungskräfte weltweit darüber befragt, mit welchen Herausforderungen sie aktuell konfrontiert sind! Es kam heraus, dass die wesentlichen Fähigkeiten, die eine Führungskraft von heute haben muss, im persönlichen und menschlichen Bereich liegen. Das Ergebnis der Studie fasst dies in sechs Kompetenzfelder zusammen, von denen fünf in eben diesen Bereichen liegen. Nur einer betrifft den fachlichen oder Business Bereich.
Aus meiner Sicht ist dieses Ergebnis nicht überraschend, denn das ist genau das, was ich seit Jahren predige. Das eigentlich Neue ist, dass sich offensichtlich mehr und mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass ohne ausgeprägte und ausgebildete Persönlichkeit keine Führung möglich ist. Ich kann managen, ja, aber ich kann nicht wirklich führen. Der Umgang mit Gefühlen und den sie auslösenden Emotionen, mit Beziehungen und den darin befindlichen Konflikten, Empathie, schlicht und einfach der Umgang mit den mir anvertrauten Menschen auf eine menschliche und erwachsene Weise, das ist heute notwendiger denn je, wenn Sie eine gute Führungskraft sein wollen. Interessant ist, dass sich diese Erkenntnis offensichtlich auch bei den Führungskräften selbst durchsetzt und, wenn auch noch nur vereinzelt, auch bei Trainingsunternehmen.
Selbstreflexion war und ist immer noch eine weitgehend „verpöhnte“ Eigenschaft unter Führungskräften - wir machen keine Fehler und schon gar nicht geben wir sie zu. Eine Haltung, die wir in den letzten Jahren sehr häufig in den obersten Führungsebenen von Wirtschaft und Politik gesehen haben. Laut Studie ist bei den befragten Führungskräften ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Selbstreflexion eingkehrt.
Werteorientierung wird und wurde sehr oft in schönen Marketingbroschüren gepriesen; gelebt wird und wurde sie bisher nur wenig. Aber auch hier scheint es ein Umdenken zu geben. Zumindest ist einigen Führungskräften bewusst geworden, dass ihr eigener Erfolg gefördert wird, wenn sie auch an das übergeordnete Wohl denken.
Der interessanteste Punkt für mich ist jedoch die Erkenntnis, dass Mitarbeiter am besten durch enge Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen motiviert werden können und nicht primär durch Anreize und rationale Argumente. Dazu ist es aber notwendig, auf die Menschen zu zu gehen und sie an sich heran zu lassen - Nähe zuzulassen. Aber gerade dies ist in den Vorstandsebenen unserer Unternehmen vielfach (noch) ein Fremdwort. Die Aussage des Geschäftsführers eines mittelständischen Unternehmens macht dies sehr deutlich: „...aber wenn ich meinen Mitarbeitern so nahe bin, dann kann ich sie ja gar nicht mehr rausschmeißen, wenn das nötig ist und sie wollen dann auch gar nicht mehr gehen ...“.
Trotz dieser gefundenen Erkenntnisse besteht noch immer eine große Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln. Ein Grund dafür ist, dass die Führungskräfte nicht wissen, was sie tun können oder sollen. Ein Weg ist, suchen Sie sich einen emotionalen Bodyguard. Seit ca. 20 Jahren sprechen wir davon, dass emotionale Kompetenz eine wichtige Führungsfähigkeit ist! Schön langsam dringt diese Erkenntnis auch in der Breite in die Führungsetagen.
„Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen....“