Die Interim Manager Persönlichkeit
, von Elcin Rabatli (Executive Betreuung, Bridge imp)
Interim hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „inter“, das nichts anderes heißt als „zwischen“. Eine Interimlösung ist zunächst einmal eine Zwischenlösung, eine Übergangslösung. Der eigentliche Akteur dieser Interimlösung ist natürlich der Interim Manager. Längst ist bekannt, dass er akut in Krisensituationen zur Überbrückung von personellen Engpässen, zur Restrukturierung oder Sanierung eines Unternehmensbereiches in das Unternehmen geholt wird. Doch welcher Typ Mensch bzw. welche Persönlichkeit steckt eigentlich hinter dem Profil des Interim Managers, der die Rolle als Feuerwehr oder Brandlöscher einnimmt und sich für spezifische Krisenfälle fremder Unternehmen einsetzt?
Gibt es gemeinsame Charakteristiken, die alle diese Manager - so verschieden sie von ihrer fachlichen Ausrichtung sein mögen – auszeichnet?
Mittels einer kleinen Auswahl an Zitaten aus verschiedenen Interviews mit Interim Managern soll dieser Frage nach dem Interim Manager Typ bzw. der Interim Manager Persönlichkeit nachgegangen werden.
Ein Interim Manager sprach einmal in einem Interview über die Bedeutung der emotionalen Intelligenz und der Interim Manager Persönlichkeit als Erfolgsgeheimnis: „Der Unterschied zwischen einem erfolgreichen Berater und einem nicht erfolgreichen Berater liegt in der emotionalen Kompetenz.“ Ein Manager, der mit viel Emotionalität in ein Projekt/Unternehmen hineingeht, verfolgt nicht die „Top-Down“ Strategie, sondern will vielmehr die Menschen gewinnen, um gemeinsam etwas zu bewegen und umzusetzen. „Zuhören können und Vertrauen schaffen, das hat viel mit der Persönlichkeit des Managers zu tun.“ Das bedeutet: „die Kompetenz, sich auf den Kunden und dessen Mitarbeiter einzulassen – Empathiefähigkeit“. Er ist nahe am Geschehen und kann umgekehrt auch einmal von den Mitarbeitern Unterstützung einholen und einfordern. Die Chemie zwischen ihm und den Menschen vor Ort muss stimmen.
Neben der Abarbeitung fachlicher Aufgaben, wie Produktstabilisierung, Vollendung der fehlgeschlagenen Restrukturierung oder Prozessaufbau etc., leistet ein Interim Manager auch viel Motivations- und Psychologiearbeit. So ist er vor allem im zwischenmenschlichen Bereich als „Motivator“ und „Psychologe“ unterwegs, um „Mitarbeiter zu stabilisieren und sie aus der Resignation zu holen.“ Mit viel Sensibilität und Feingefühl „die Menschen abholen, Verständnis für das vor Ort herrschende Problem zeigen“, gelingt durch „zuhören und verstehen der Anliegen aller Personengruppen hinweg.“ Durch diese offene und transparente Vorgehensweise mit einer klaren Zielkommunikation, öffnen sich die Mitarbeiter demenstprechend gegenüber dem Interim Manager; eine Vertrauensbasis kann entstehen.
In Anbetracht der folgenden Aussage… „Ich kann sowohl mit dem Top Managment als auch mit dem operativen Betrieb kommunizieren und sehe mich in der mittleren Ebene, wo es die meisten Konflikte und Schwierigkeiten gibt“ …muss ein Interim Manager ein Querdenker sein, ein Vermittler zwischen der Strategie und den Prozessen in einem Unternehmen.
Als „Lückenfüller“ schafft er die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Interessen und Abteilungen innerhalb eines Unternehmens. Dementsprechend muss er eine schnelle Auffassungsgabe haben, unter Druck schnell reagieren und Entscheidungen treffen können.
Während manch eine Führungskraft hoch zu Ross sitzt und den Bezug zu seinen Mitarbeitern und zur realen Arbeit verloren hat, sieht man die Interim Manager Persönlichkeit selbst im operativen Geschehen. „Er kann auch in der Produktion mit einfachen Bandarbeitern am Band stehen“ oder „in der Werkstatt mit den Mitarbeitern vor Ort mitanpacken“. So ist er „auf gleicher Augenhöhe mit den Mitarbeitern in dem Sinne, dass er ihre Ängste und Empfehlungen ernst nimmt.“ Gemeinsam wird überlegt, wie man es besser machen kann.
Interim Manager motivieren die Mitarbeiter dahingehend, dass sie selbst die Lösung entwickeln bzw. steuert sie so, dass sie selber auf die Lösung kommen. Somit wird er der Aussage gerecht, dass „ein Interim Manager kommt, um wieder gehen zu können“.
Die Zitate haben gezeigt, dass es sich hier um einen sehr individuellen und speziellen Managertyp handelt, der sich nicht davor scheut, unbequeme Wege zu gehen. Unabhängigkeit und Flexbilität, die Suche nach ständiger Herausforderung sind die wesentlichen Beweggründe seiner Arbeit.
Sicherlich gibt es noch weitere Ausprägungen eines Manager-Typs. Runtergebrochen auf die drei Haupteigenschaften Empathiefähigkeit, Hands-on-Mentalität und Vermittler, ihre Kombination und ihr Zusammenspiel bestimmen die Interim Manager Persönlichkeit.
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Kommentar von Peter Honc |
Lieber Herr Dr. Michels,
gerne würde ich Ihre ausführliche Darstellung zu diesem Thema lesen, die Sie ganz offensichtlich zu einer völlig konträren Einschätzung geführt hat. Es ist sicher auch nur fair, wenn den Lesern des Blogs die Möglichkeit gegeben wird Ihre individuellen Gedanken nach zu vollziehen, um sich selbst ein persönliches Urteil zu bilden. Sie geben mir sicher Recht, dass die bloße Negation kein guter Stil ist. Ganz abgesehen davon, würde mich wirklich brennend interessieren, wie Sie Interim Manager aus Ihrer Warte und auf Basis Ihrer Erfahrungen sehen. Ich freue mich sehr auf Ihre Zeilen.
Viele Grüße, Peter Honc
Kommentar von Dr. Marei Strack |
Sehr geehrte Frau Rabatli,
die meisten Ihrer Zitate würde ich voll unterstreichen, da sie sich mit meinen Erfahrungen und meiner Haltung decken. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass manches insbesondere in produktionsnahen Bereichen oder prozessbezogenen Aufgabenstellungen eher zutrifft als im Marketing oder in Sanierungsfällen. Sie beschreiben hier einen mitarbeiterbezogen, überwiegend kooperativen Führungsstil, der die Mitarbeiter des Unternehmens aktiv in die Analyse, Lösungsfindung und nachhaltige (!) Umsetzung einbinden will. Dies ist in gewisser Weise ein generalistischer Ansatz.
In den letzten Jahren haben nach meiner Beobachtung aber vor allem jene Mandate zugenommen, die entweder reine Sanierungs- oder Restrukturierungsprojekte sind oder aber Spezialisten betreffen, bei denen Führungserfahrung und –stil nicht ausschlaggebend sind. Daher stimme ich Herrn Mehrling zu, dass manche Auftraggeber wohl weniger Wert auf Kommunikation und Führungsstil legen.
Vielleicht liegt ja daran auch ein möglicher Beitrag eines seriösen Providers - nämlich deutlich zu machen, dass Interim Manager nicht in erster Linie als „Freelancer für’s Grobe“ gesehen werden sollten.
Viele Grüße aus Neuss, Marei Strack
Kommentar von Elcin Rabatli |
Sehr geehrter Herr Dr. Michels,
dieser Blogbeitrag ist eine Sammlung von Zitaten aus Interviews, die ich mit Interim Managern geführt habe. Auf der Basis dieser Gespräche haben sich meine im Blog beschriebenen für Interim Manager typischen Werte herauskristallisiert und auch in ihren geschilderten Erfahrungen wiedergespiegelt.
Freundliche Grüße, Elcin Rabatli
Kommentar von Eric Mehrling |
Prinzipiell stimme ich dem Inhalt des Artikels zu.
Insbesondere die Einsicht, daß der Interim Manager sich nicht davor scheut (scheuen sollte) unbequeme Wege zu gehen und seine Unabhängigkeit und Flexibilität eine wesentliche Grundlage seines Erfolges darstellt, halte ich für sehr zutreffend.
Allerdings sollten wir die Dinge nicht allzu idealistisch betrachten. Grundsätzlich gibt der Auftraggeber das Ziel und oftmals auch den Weg(!) vor. Insbesondere bei der Abarbeitung von unter hohem Erfolgs- und Zeitdruck stehenden Aufgaben bieten sich auch für den Interim Manager oftmals wenig Gelegenheiten für Kommunikation und gemeinsame Problembearbeitung mit den operativen Ebenen, was sicherlich sehr schade ist.
Da unterscheidet sich der Interim Manager nicht von dem Linienvorgesetzten.
Aber grundsätzlich halte ich den Inhalt Ihres Artikels für eine interessante Beschreibung des Leitbildes der emotionalen und sozialen Führungskompetenzen.
Kommentar von Hubertus Michels |
Um Gottes Willen! Hatten Sie jemals Kontakt mit einem Interim Manager? Ganz offensichtlich nicht. Mit freundlichen Grüßen aus Hamburg, Dr. Hubertus Michels