Interim Provider und Dienstleistungs- Qualität
, von Yvonne Hopf
Per Definition bezeichnet Dienstleistungsqualität den Grad der Zielerreichung der vereinbarten Leistung – wohlgemerkt: lediglich die Zielerreichung.
Genauso wenig wie es eine allgemein gültige Definition gibt, wer ein Interim Manager ist, ist die Auffassung bzgl. Ausmaß und Intensität der angebotenen Dienstleistung bei den Interim Management Providern sehr unterschiedlich. Möchte man dem Kunden als Mehrwert rein die Vermittlung von fachlich passenden Profilen auf ein übermitteltes Anforderungsprofil anbieten, sind die Ansprüche hinsichtlich der Dienstleistungsqualität anders gestaltet, als wenn man sich als Berater oder gar Partner bei der Besetzung von Vakanzen auf Zeit sieht.
Es reicht hierbei nicht, Qualitätsstandards lediglich hinsichtlich des Aufnahmeprozesses des Interim Managers zu finden und festzuschreiben – ganz abgesehen davon, inwieweit dies erfolgsversprechend ist. Denn können harte Bewertungskriterien dem so wichtigen und meist für den Projekterfolg entscheidenden Bauchgefühl des Kundenbetreuers bei der Auswahl eines passenden Interim Managers gerecht werden? Folglich ist es sehr schwierig für Interim Management Provider klassische Qualitätsstandards einzuführen, schließlich folgt man bei der Betreuung von Kundenanfragen keinem allgemeingültigen Ablaufschema, denn schlussendlich vermitteln wir Individuen mit einem umfassenden Paket an Eigenschaften und Erfahrungen und keine Ware mit konkreten "Produktmerkmalen".
Damit liegt es aber auch im eigenen Ermessen des einzelnen Interim Management Providers und dessen Mitarbeiter, wie die oberflächlich abgenutzten Begriffe "Qualität" und "Service" mit Leben gefüllt werden. Hierbei helfen keine DIN-Normen oder enge Vorgaben hinsichtlich der Abwicklung des Prozesses "finde den Richtigen". Entscheidend ist: will ich die Erwartungen meiner Geschäftspartner – also sowohl meiner Kunden wie auch Interim Manager – nur erfüllen oder will ich diese übertreffen? Ist die Zielvorgabe der Projektabschluss und somit die reine Transaktionsqualität oder doch der Aufbau einer langfristigen Kundenbeziehung verbunden mit hohen Ansprüchen an die Beziehungsqualität?
Letzteres steht nur selten in Vordergrund – da leider immer noch der Trugschluss durch die Branche geistert, dass Interim Management kein Repeat Business sein kann. Wir erleben das Gegenteil. Wir sehen, dass Kundenbeziehungen langfristig aufgebaut und gefestigt werden – es entwickeln sich Stammkunden und echte Key Accounts. Dies ist aber nur möglich, wenn man sich nicht mit der reinen "Erwartungserfüllung" zufrieden gibt, sondern alle Prozesse – also vom Umgang mit den Interim Managern bis hin zur Supervision des Projekteinsatzes – der höchstmöglichen "Erwartungsüberfüllung" unterlegt. Wir wissen, dass nur letzteres erfolgsversprechend ist, sowohl für unsere Kunden als auch für uns.
Wir halten deshalb nicht viel von lediglich auf den Papier dokumentierten Qualitätsstandards. Wir vertrauen mehr auf unsere Intuition, wie wir unsere Kunden mehr als zufriedenstellen – schließlich ist unsere eigene Messlatte beim Faktor "Qualität" sehr hoch. Und genau das schätzen unsere Kunden – würden sie sonst immer wieder auf uns vertrauen?
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Kommentar von Raymond Heinen |
Liebe Frau Hopf, überwiegend stimme ich mit Ihren Ausführungen überein. Qualität lässt sich nicht (nur) durch Normen herbei pauken. Dafür aber ganz auf sie zu verzichten, halte ich auch für falsch. Die Leidensgeschichte der Entwicklung von Management-Systemen, speziell Qualitätsmanagement-Systemen in allen Branchen quillt geradezu über von derartigen Abwiegelungsbekenntnissen. Nach meiner Vorstellung und der Definition der Normen wie ISO 9000 ff. gewährleisten diese natürlich auch keine vollautomatische Qualität bei einem zertifizierten Unternehmen, sondern sie dokumentieren nur das Ausmaß „dokumentierter und auditierbarer Qualitätsfähigkeit“. Zu deutsch: Bei diesen Unternehmen kann ein Dritter sich darüber erkundigen, mit welchen Methoden und nach welchen Grundsätzen gearbeitet wird. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Das Problem ist sonst, dass Sie eigentlich allgemein keine Leistung beurteilen können, wenn sie nicht sagen, wie ihr Soll-Prozedere sein soll. Dann kann man sich alles wünschen, aber auch alles für falsch erklären. Die einzelvertragliche Regelung mit Ihrem Mandanten muss dann praktisch alles einzelvertraglich regeln. Lassen Sie ruhig noch einmal ein Jahr vergehen und schauen selber, was man schon einmal festlegen kann und aufschreiben kann. Die meisten Menschen unterliegen dem Irrtum, zu glauben, dass die ISO ihnen irgendwelche fachlichen Vorschriften auferlegen würde. Das ist falsch. Das legen Sie alles selber fest! Der Auditor prüft nur, ob Sie das, was sie gesagt haben, auch in Wirklichkeit tun. Gruß Raymond Heinen
Kommentar von Rürup Rente Vergleich |
Sehr guter und informativer Blog. Kann ich den News feed für diesen Blog abonnieren?