Pharma 2020 – Gesundheit! Medizin von Morgen
, von Jens Quentin (Bridge imp)
Die Handelsblatt Jahrestagung Pharma 2020 war auch in der 25. Auflage ein wichtiger Gradmesser für die Zukunft des Healthcare-Segments: Mitte Februar trafen sich in Berlin mehr als 150 Entscheider und Vordenker der deutschen Pharmaindustrie, um in Berlin die aktuellen Fragen und Herausforderungen der Branche in mehr als 30 Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen zu erörtern. Wir waren vor Ort und haben spannende Eindrücke und Impulse gesammelt.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, ein neuer Markt für Applikatoren für Arzneimittel, die sichere und effiziente Verarbeitung von Patientendaten: Die Pharmaindustrie steht vor etlichen Herausforderungen. In unserer Rückschau auf die Pharma 2020 fokussieren wir uns auf den neuen Markt der Medical Apps vor dem Hintergrund des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG). Anhand des Beispiels Sanofi werfen wir einen Blick auf die Auswirkungen des Gesetzes auf zukünftige Apps von Pharmakonzernen.
DVG: Apps auf Rezept
Kann die Digitalisierung Menschen bei der Erkennung und Behandlung von Krankheiten helfen? Seit dem 19.12.2019 ist das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) in Kraft. Das „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ gibt Versicherten einen Leistungsanspruch auf digitale Gesundheitsanwendungen. Auf dieser Grundlage können Ärzte zukünftig Apps verschreiben. Dies können Software oder auf digitalen Technologien basierende Medizinprodukte sein, die laut DVG "dazu bestimmt sind, bei Versicherten die Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten zu unterstützen". Ein weiteres Ziel liegt laut dem Gesetz in der "Erkennung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen".
Voraussetzungen und Prüfungsprozess
Voraussetzungen für die Erstattung der Kosten durch die gesetzliche Krankenkasse sind, dass die jeweilige App:
- vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in das Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen nach § 139e aufgenommen und
- nach Verordnung des behandelnden Arztes oder mit Genehmigung der Krankenkasse genutzt wird.
Stellt ein Hersteller einen Antrag auf Aufnahme seiner App in das Verzeichnis, prüft das BfArM die Applikation auf Aspekte wie Sicherheit, Funktionstauglichkeit, Qualität, Datenschutz und Datensicherheit. Zusätzlich wird geprüft, ob ein positiver Versorgungseffekt nachweisbar ist.
Der Markt boomt
Was bedeuten diese Regularien für Apps von Pharmaunternehmen? In seinem Vortrag "Die Bedeutung der 4 D’s" skizzierte Dr. Matthias Suermondt, Vice President Public Affairs and Access bei Sanofi, welche Herausforderungen und Potenziale im Bereich Digital Health liegen. Seiner Meinung nach sind im deutschen Gesundheitswesen mit digitalen Lösungen Einsparungen von bis zu 34 Mrd. Euro möglich. Durch die Online-Fernüberwachung chronisch kranker Patienten können mehr als 3 Mrd. eingespart werden. Durch Apps zur Begleitung/Betreuung/Kontrolle chronischer Erkrankungen und medizinische Chatbots sind Einsparungen von 3 Mrd. realisierbar.
Die Hälfte der Deutschen nutzen bereits entsprechende Apps, die zum Beispiel Körperdaten aufzeichnen oder über Gesundheitsthemen informieren. Ärzte sehen Potenziale unter anderem im Monitoring und der Therapie chronischer Erkrankungen. Nach Einschätzungen von 400 Experten werden im Jahr 2025 rund 30% der Behandlungen durch individualisierte, digitale Therapie begleitet. 61% der Befragten prognostizieren, dass Tech-Konzerne ein integraler Bestandteil des Gesundheitssystems werden. Digital Health wird dann 8% der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich ausmachen.
Offene Fragen
Sanofi sieht in dem DVG einen wichtigen Schritt für die Zukunft von Digital Health mit dem BfArM als zuständigen Gatekeeper für Gesundheits-Apps. Im Vorfeld ergeben sich aus Sicht des Pharmakonzerns aber noch offene Fragen: Wie ist der Umgang mit der zunehmenden Masse an erfassten Gesundheitsdaten zukünftig reguliert? Welche Kriterien und Definitionen bilden die Basis für den Nachweis eines "positiven Versorgungseffekts"?
Die Pharma 2020 hat gezeigt, dass die notwendigen Weichen für Apps auf Rezept gestellt sind und dass im Bereich Digital Health große Markt-Potenziale liegen. Jetzt gilt es, offene Fragen der Pharmaindustrie bezüglich der Regularien zu adressieren und das neue DVG praxisnah und transparent umzusetzen.
Neue Herausforderungen brauchen neue Impulsgeber
Die Vorträge und Diskussionen auf der Pharma 2020 haben deutlich gemacht, dass der Bereich Healthcare zukünftig immer stärker von technologischen Innovationen geprägt sein wird und Anforderungen und Regularien immer komplexer werden. Um in diesem volatilen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben und schnell reagieren zu können, müssen sich Pharmaunternehmen flexibel aufstellen. Ein Interim Manager kann hier als externe Führungskraft entscheidende Impulse setzen, um Projekte wie Digitalisierung, Market Access oder Zulassung zeitnah und zeitgemäß aufzugleisen und die richtigen Stellschrauben zu drehen. Er hat die Erfahrung, schnell zu erkennen, welche Maßnahmen strukturell und strategisch notwendig sind, um ein Unternehmen neu zu ordnen und nachhaltig aufzustellen.
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Interim CIO für die Neuroth AG
Interim Management: Medizintechnik/ Pharma/ Gesundheitswesen
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