„Made in Germany“ – Wohin geht die Reise für den deutschen Export?
, von Katrin Höhne (Bridge imp)
Abweichend von der weit verbreiteten Meinung, dass die deutsche Wirtschaftskonjunktur exportgetrieben ist, waren es im Jahr 2015 vor allem die Verbraucher, die durch ihre Ausgaben die heimische Wirtschaft angekurbelt haben. Nichtsdestotrotz steht das Prädikat „Made in Germany“ für deutsche Wertarbeit und die deutschen Exporte im Jahr 2015 betrugen insgesamt immerhin 1,2 Billionen Euro. Damit befindet sich das der deutsche Außenhandel weiterhin auf Wachstumskurs. Wichtigster Abnehmer sind mit großem Abstand (805 Mrd. Euro) die anderen europäischen Länder, gefolgt von Asien (197 Mrd. Euro) und Amerika (157 Mrd. Euro).
Die USA haben Frankreich im vergangenen Jahr als größten Abnehmer deutscher Exportwaren an der Spitze abgelöst. Damit ist der französische Nachbar nach über 50 Jahren nicht mehr der wichtigste Exportpartner der Bundesrepublik Deutschland. Während der Handel mit Frankreich stagnierte, führte der anhaltend schwache Euro in den USA zu steigenden Absätzen für Produkte aus der Automotive-, Maschinen- und Pharmabranche. Dieser Trend ist auch innerhalb Europas mit dem Handelspartner Großbritannien und einer damit eingehenden Ausfuhrerhöhung um mehr als 10 Prozent zu beobachten. Was der Insel im Ländervergleich Platz 3 beschert. Insgesamt landen mehr als 36 Prozent der deutschen Exporte in der Eurozone. Neben Frankreich gehören die Niederlande auf Platz 4 zur den Spitzenabnehmern.
Erhebliche Einbrüche sind für die deutschen Exporteure jedoch am russischen Markt zu beklagen. Gehörte Russland bis zum Beginn der Ukrainekrise noch zu den Ländern mit den am schnellsten wachsenden Märkten, haben der schwache Ölpreis und Wirtschaftssanktionen diese Tendenz gestoppt. Auch andere Schwellenländer wie China und Brasilien verlieren an Schwung. China liegt nur noch auf Platz 5.
Ganz anders sieht es auf Seiten des Imports aus, hier liegt die Volksrepublik China an Platz 1. Allein im vergangenen Jahr wurden Produkte im Warenwert von 92 Mrd. Euro nach Deutschland importiert. Die Niederlande liegen mit 88 Mrd. Euro nur knapp dahinter. Wichtigste Handelsware sind hier Datenverarbeitungsgeräte und elektronische Erzeugnisse, gefolgt von Kraftwagen/-teilen und chemischen Erzeugnissen.
Die deutsche Wirtschaft hat jeden Grund zufrieden zu sein, denn die massiven Zuwächse im Export und die dadurch gute Wettbewerbsfähigkeit verschaffen eine komfortable Situation, die durch niedrige Energiepreise, niedrige Arbeitskosten und ein stabiles Wirtschaftswachstum zusätzlich begünstigt wird. Tatsächlich muss man die Lage aber auch realistisch sehen und erkennen, dass sich das Wachstum bereits zum Jahresende 2015 entschleunigt und der Euro gegenüber dem Dollar wieder an Wert gewonnen hat. Es kann also keineswegs von Beständigkeit ausgegangen werden. Vielmehr muss man einen Rückfall ins Mittelfeld rechnen. Umso wichtiger erscheint es nun für Deutschland, langfristig dem absteigenden Kurs zu entgegnen und sich nicht wie gewohnt in Zurückhaltung zu üben. Das Zauberwort heißt Inverstieren, also die gewonnenen Überschüsse sinnvoll in die eigene Modernisierung von Bereichen wie Infrastruktur und Forschung & Bildung anzulegen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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