Die wichtigsten Grundvoraussetzungen für Interim Management
, von Rayk Jakobi (Bridge imp)

Die Nachfrage nach Interim Managern aus den Industriezweigen Medical, Konsumgüter oder auch Tourismus ist stark im Kommen. Das Jahr 2011 bei Bridge imp ist aber vor allem geprägt von einer Vielzahl an Aufträgen aus der Autozulieferindustrie.
Vor einigen Tagen ereilte uns der Ruf eines Sitzherstellers aus Nordrhein-Westfalen, und dieses Beispiel ist bezeichnend für die Situation vieler unserer Kunden aus der Branche. Bis zu 10 parallele Neuanläufe kamen zur laufenden Produktion dazu. Das Werk stellte zusätzliche Maschinen auf eigentlich vorgesehene Plätze für die Lagerung von Fertigmaterial. Hinzu kam, dass der Werkleiter ausgefallen war und der Produktionsleiter darum strategische Aufgaben mit übernehmen musste. Sonderfahrten und sogar vereinzelte Flüge zu Kunden ließen das Fass überlaufen. Unser Kunde stand mit dem Rücken zur Wand.
Die hier beschriebenen Engpässe sind von Menschenhand verursacht worden. Obwohl die Autoindustrie im Hinblick auf Lean-Management-Tools Benchmarks setzt, können diese Schwierigkeiten auch wiederum „nur“ von Menschen gelöst werden. Der Kunde entschied sich, Erfahrung ins Haus zu holen: einen Interim Manager.
Beim Griff zum Telefon musste er sich sicher sein, dass derjenige, der ihm professionelle Hilfe verspricht, ihm diese auch tatsächlich zukommen lässt. Und zwar schnell, verbindlich und verlässlich! Ich reite hier einmal ein bisschen auf diesen drei Kriterien herum:
Schnelligkeit – der Kunde setzt auf die Flexibilität des Personaltools Interim Management, was bedeutet, dass der Kandidat sofort anfangen sollte. Es hilft ihm nicht, wenn die ausgewählte Agentur Manager vorschlägt, die erst 2 Monate später beginnen können und dann auch noch eine Anlaufphase benötigen. Die Dame oder der Mann müssen sofort die Ärmel hochkrempeln und loslaufen können.
Verbindlichkeit – der Kunde setzt auf die Einhaltung von Zusagen der Interim Agentur. Wenn ich ihm verspreche, dass ich bereits morgen erste verfügbare Kandidaten präsentieren kann, so muss ich das auch tun. Sollte ich das nicht tun, gern aus Gründen der höheren Gewalt, dann muss ich den Kunden rechtzeitig informieren.
Verlässlichkeit – der Kunde setzt auf das offene Ohr seines Beraters von der Interim Agentur. Er stellt unverblümt die Situation dar, sprich was dazu geführt hat, dass seine Projekte in Rückstand geraten sind, wie die Situation/Stimmung unter den Mitarbeitern ist, also auf was der Interim Manager zu achten hat, welche Aufgaben zu erledigen sind und welche nicht. Diese Offenheit setzte ich wiederum bei meinen Kunden voraus, denn auch dann kann ich meistens schon im Gespräch tendenziell erste Kandidaten in den Raum stellen, die hier in Frage kommen.
Ein Interim Manager ist auf diese Situation eingestellt. Er freut sich geradezu darauf, sich ins Getümmel zu stürzen – natürlich mit seinem strategischen Weitblick. Er liebt also scheinbar ausweglose Situationen, in denen er mit seiner Erfahrung und Kompetenz helfen kann und schreckt davor nicht zurück. Nicht zuletzt darum hat er sich seinen Titel „Interim Manager“ auch erst verdient.
Ich konnte mich einmal mehr auf den Kandidaten, den ich bei unserem o.g. Kunden ins Spiel brachte, voll verlassen. Da er zu diesem Zeitpunkt gerade einen Einsatz abschloss, war er nicht sofort erreichbar. Eine SMS genügte und wir verabredeten uns kurzfristig zu einem telefonischen Briefing. Nach einigen Rückfragen gab mir der Mann verbindlich grünes Licht. Ganz schnell, innerhalb von zwei Stunden, hatte der Kunde ein Angebot auf dem Tisch. Und er reagierte auch prompt – zwei Tage später waren wir zum Interview geladen.
Der Kunde kann also auch voraussetzen, dass auch ich wiederum auf die Schnelligkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit meiner Interim Kandidaten bauen kann.
In dieser Phase der Projektanbahnung sind wir schon sehr weit fortgeschritten. Es genügt nach einer Werksführung meistens ein ernsthafter Blickwechsel zwischen Kunde und Kandidat und beide wissen, was zu tun ist und dass sich zwei Personen gefunden haben, die das Thema lösen werden. Genau diese Situation ist übrigens die, welche aus meiner Sicht die Faszination meines Berufes ausmacht.
Der Kunde weiß, dass der Interim Manager heute kommen, aber auch morgen wieder gehen darf, sollte er „Mist bauen“. Aber er ist sich darüber im Klaren, dass dies auch der Interim Manager vor Augen hat und sich darum zweimal überlegen wird, ob er das Mandat annimmt.
Und hier schließt sich der Kreis schon wieder: eine tägliche Kündbarkeit schafft nicht Unsicherheit, weil das Mandat morgen schon wieder zu Ende sein könnte. Nein! Es gibt allen beteiligten Akteuren die Möglichkeit, schnelle, verbindliche und verlässliche Aussagen und Entscheidungen zu treffen, weil sie sich und ihrer Sache sicher sind.
Das nenne ich professionelles Arbeiten und so machte es gerade auch wieder dieses Jahr Spaß, weil wir uns auf unsere Manager verlassen konnten.
Übrigens hat mich der Kunde bereits schon eine Woche nach Einsatzbeginn nochmals angerufen. Recht ungewöhnlich, wie ich fand. Er brachte seine Begeisterung zum Ausdruck, wie unser Manager eingeschlagen hat: „Ihr Mann nimmt die Dinge hier mit seiner Erfahrung und der nötigen Ruhe genau richtig in die Hand – danke!"
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Kommentar von Christoph Deinhard |
Ich denke, Wiederholung schafft keine Richtigkeit.
Christoph Deinhard
Kommentar von Christoph Deinhard |
Lieber Herr Jakobi,
jetzt kommen wir langsam zusammen.
Für meine eigene Tätigkeit verwende ich bereits seit ca. 5 Jahren den Begriff 'Interim Manager' nicht mehr, da dieser Begriff, auch verschuldet durch die Geschäftsmodelle der verschiedenen Provider, inzwischen ähnlich inflationiert und damit sinnentleert ist, wie der Begriff Energie bei den Esoterikern.
Wo wir wohl nicht zusammenfinden werden, ist die besondere Relevanz der täglichen Kündigungsmöglichkeit. Ich sehe hier, ähnlich, wie bei den vielen Zeitarbeitsunternehmen mit Arbeitnehmerüberlassung nichts anderes, als die legalisierte Möglichkeit der Aushebelung des bestehenden Arbeitsrechts.
Darauf können wir uns verständigen, auch auf die partielle Aushebelung.
Kommentar von Rayk Jakobi |
Lieber Herr Deinhard,
wieder vielen Dank für Ihre Gedanken, denen ich aber entnehme, dass Sie mich nicht richtig verstanden haben:
- Wir definieren Interim Management nicht anhand der Vertragsart (frei oder fest), sondern anhand der Aufgabe, die sich als dynamisch und im Zweifel exotisch kennzeichnet.
- Wenn sich ein Kunde aufgrund der Kosten eines Interim Managers bei lang laufenden Projekten für eine Festanstellung desselben entscheidet, ist das für uns ok.
- Daneben ist klar: Auch Festanstellungen laufen heute nicht mehr auf Dauer, sondern sind gerade bei Geschäftsführungs-Positionen auf 2-3 Jahre begrenzt.
Würden Sie denn beispielsweise dem Sanierungsgeschäftsführer, der 2-3 oder gar mehr Jahre bei einem Unternehmen tätig ist, nur aufgrund der Laufzeit den Titel Interim Manager absprechen wollen, also auch sich selbst?
Kommentar von Christoph Deinhard |
Lieber Herr Jakobi,
der argumentative Bogen kommt immer noch nicht rüber. Wenn alles stimmt, was Sie schreiben, und da bin ich mir bei Ihnen sicher, wäre die tägliche Kündigungszeit gar nicht nötig.
Nachdenklich macht mich Ihre Quote bei Übernahmen der IMs in Festanstellung. Denn ich gehe davon aus, daß die Anregung dazu von Ihren Kunden ausgeht. Bei 30% Übernahme gehe ich folglich davon aus aus daß:
- die Kunden keinen IM suchten, sondern jemand in Festanstellung
- die IMs keine sind, sondern einfach einen job suchen
Dann ist Ihr Geschäftsmodell wie folgt:
Vermittlung von Managern auf Probe bei angestrebter Übernahme auf Dauer.
Das ist auch ein ehrbares Geschäftsmodell. Den Begriff 'Interim' sollten Sie dann aber nicht mehr führen; das führ dann nur zu Verwirrung.
Freundliche Grüße,
Christoph Deinhard
Kommentar von Rayk Jakobi |
Lieber Herr Deinhard,
besten Dank für Ihren nochmaligen Kommentar. Natürlich haben unsere Interim Manager dasselbe Kündigungsrecht. Gleichzeitig sei hier erwähnt, das selbiges faktisch nie gezogen wird und das u.a. aus den vorgenannten Gründen: weil nämlich alle Akteure (Bridge imp, Kunde und Interim Manager selbst) bereits im Vorfeld lange genug überdacht haben, ob die zu vermittelnde Person überhaupt vermittelbar und auch die richtige für das jeweilige Mandat ist. Das macht das Arbeiten professionell und natürlich alle Akteure glücklich!
Übrigens: die Quote anschließender Festübernahmen ist bei Bridge imp mit 20-30% deutlich über dem Branchendurchschnitt von 10%. Und genau weil das der große Unterschied ist, sind wir bitte auch kein Provider wie manch andere, sondern eine Agentur ;0)
Kommentar von Christoph Deinhard |
Lieber Herr Jakobi,
das mit der Frage nach Angst ist wohl eher rhetorisch, nicht wahr? Dafür kennen Sie mich zu gut. Und die Leser hier vermutlich auch.
Sagen wir mal so: Wenn der Interim-Manager dieselbe Möglichkeit der täglichen Kündigung hat, ist die Sache wenigstens fair. Und sicherlich ein USP von bridge-imp, denn sonst kommuniziert das niemand im Markt. Fraglich allerdings ist, ob dieser USP wertvoll ist. Denn Referenzen erzeugt man mit erfolgreichen Projekten, und dafür ist das keine Voraussetzung. Stellen Sie sich vor: rein-raus-rein-raus. Da wäre dann besser gar nicht vermittelt worden.
Kurz: Ich finde den argumentativen Bogen immer noch nicht.
Daß sich jemand auf langen Kündigungsfristen ausruhen möchte, mag vorkommen. Dann aber ist es Ihre vornehmste Aufgabe als Provider, den gar nicht erst zu vermitteln, oder?
Und in meiner Branche, der wirklich anspruchsvollen Sanierung, in der gelegentlich der Kunde das eigentliche Problem darstellt, ist es genauso gelegentlich unumgänglich, auch gegenüber diesem Auftraggeber ein Druckmittel in der Hand zu haben, sonst kann man seinen job nicht machen. Wenn man da den Vertrag eines Lakaien aus dem 19ten Jahrhundert hat, braucht man gar nicht erst anzufangen. Schwache Kunden nutzen sowas nämlich aus. Die sind danach zwar pleite, aber das interessiert dann auch keinen mehr.
Also: tit for tat: Haben die IMs (sorry for this abbreviaton) bei bridge dieselben Möglichkeiten wie die Kunden in pkto. Kündigung und elsewhere?
Kommentar von Rayk Jakobi |
Höre ich da etwa Angst raus, lieber Herr Deinhard? Was ist schlimm daran, dem Kunden mit dem Personaltool Interim Management die höchstmögliche Flexibilität zu bieten, die er sich darunter auch vorstellt? Mal ganz anders herum gedacht: ich weigere mich Kandidaten in unser Netzwerk aufzunehmen, die sich auf langen Kündigungsfristen ausruhen. Ich wünsche mir viel mehr Kandidaten, die selbst einschätzen können, wann Sie die gestellten Aufgaben erfolgreich erfüllt und sich so auf professionelle Art wieder überflüssig gemacht haben.
Kommentar von Christoph Deinhard |
Gleicher Kommentar wie von Thomas Wenzel. Nur was die tägliche Kündbarkeit mit schnell, verbindlich und verlässlich zu tun haben soll, will sich mir nicht erschließen. Ich sehe darin nur einen Köder für den Kunden. Lieber Herr Jakobi, da fehlt der argumentative Bogen. Bitte nachlegen!
Kommentar von Thomas Wenzel |
Genau so muss es idealerweise laufen!