Schwarze Schafe unter Interim Managern
, von Elcin Rabatli (Executive Betreuung, Bridge imp)
Interim Manager schrecken vor keiner Aufgabe zurück, ihnen eilt ein sagenhafter Ruf voraus. Wenn andere in Deckung gehen, laufen sie zu Höchstformen auf. Doch so sehr Interim Manager auch bewundert werden, auch unter ihnen gibt es schwarze Schafe.
Interim Management ist People Business
Auf der einen Seite gibt es die Kandidaten, bei denen die Zusammenarbeit einwandfrei und reibungslos läuft. Sie liefern erstklassige Jobs und hinterlassen einen ausgezeichneten Eindruck beim Kunden, der dann gerne das Feedback äußert „Wir würden sofort wieder mit ihm arbeiten“. Die Zusammenarbeit mit diesen Kandidaten hat sich dann auch in einem gewissen Maße verselbständigt, da der Manager bereits für mehrere Interim Mandate auch für die Agentur im Einsatz war. Solche Interim Manager sind häufig ausgebucht und die Projekte werden ständig verlängert. Es gibt wenige Interim Manager, bei denen man als Vermittler sagen kann, bei dem kann ich die Hand ins Feuer legen. Die Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Vermittler und dem Interim Manager beruhen auf Gegenseitigkeit. Am Ende ist es ein „People Business“ - es ist nicht wie ein materielles Produkt anfassbar. Hier geht es um Werte, Klarheit, Transparenz, Kaufmanns-Ehrenwort, Charakterstärke, Verlässlichkeit/Verbindlichkeit, Reife und Flexibilität.
Know-how alleine genügt nicht
Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille. Interim Manager können fachlich noch so kompetent sein, aber bei manchen scheitert die professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit vor allem an mangelndem Verhalten. Wir haben festgestellt, dass es immer wieder schwarze Schafe auf dem Markt gibt. Ein Auszug aus Verhaltensbeispielen von Interim Managern, die wir in den vergangenen Monaten beobachten konnten, veranschaulicht das Ganze. Bereits im Vorfeld können wenige Anzeichen Hinweise darauf geben, dass man mit dem Interim Manager nicht zusammen kommen wird.
Inakzeptables Verhalten ist z.B. wenn,
- der Kandidat zum Kennenlerngespräch mit dem Senior Berater über 40 min. verspätet kommt und nach 10 min. wieder geht
- man den Kandidaten um einen überarbeiteten CV bittet, weil das die Wahrscheinlichkeit seiner Vermittlungschance erhöht. Der Kandidat jedoch unkooperativ und uneinsichtig ist bzw. sich zu schade ist, diesem nachzukommen
- ein Interim Manager vorwurfsvolle Emails schreibt, weil es keine Anfragen für ihn gibt
- er falsche Referenzen angibt und die Probezeit nicht besteht
- ein Kandidat bezüglich der vertraglichen Rahmenbedingungen Schwierigkeiten bereitet und die Agentur eher als Sprungbrett in andere Unternehmen nutzen will und sie dann später außen vor lässt
Solche Verhaltensweisen veranlassen uns als Bridge imp, den einen oder anderen Interim Manager schon im Voraus herauszufiltern. Oft ist es aber auch schwierig, den Charakter der Kandidaten zu erfassen. Die Leute können sich verstellen. So kommt ihr wahres Gesicht spätestens in der Angebotsphase, bei der Besprechung der Anfrage zum Vorschein. Enttäuschender ist es, wenn der Kandidat erst im Mandat ein Verhalten zeigt, das zur sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit führt.
Beispiele für Verhaltensweisen, die manche Interim Manager in der Angebotsphase an den Tag gelegt haben:
- Kurzfristiges Absagen des Kennenlerngesprächs mit dem Kunden oder überhaupt nicht Erscheinen zum vereinbarten Vorstellungsgespräch des Kunden.
- Erst Zusage für das Vorstellungsgespräch beim Kunden und dann Absage, weil der Kandidat eine neue IM-Position angetreten hat. Keine Kommunikation hinsichtlich parallel laufender Angebote, die sich in naher Zukunft entscheiden werden.
- Recherchieren des Kunden als Brancheninsider und sich direkt in das Mandat einschleichen ohne die Agentur zu informieren. Ein ähnliches Beispiel ist, als ein Interim Manager direkt den Vertrag mit dem Kunden verhandelte, ohne dies (und auch die Konditionen) mit uns abzusprechen.
- Das First-Come-First-Serve-Prinzip wird nicht beachtet. Der Kandidat lässt sich vom Wettbewerber vorschlagen, der ihn einen Tag später für die gleiche Anfrage angesprochen hat. Oder er war bereits schon für die gleiche Anfrage durch eine andere Agentur beim Kunden involviert, hat das jedoch nicht kommuniziert und offen kundgegeben.
- Der Versuch durch zwei Agenturen das Mandat des Kunden zu bekommen, indem der Kandidat seinen CV in die Agentur-Landschaft gestreut hatte mit der Generalvollmacht ihn überall einzureichen.
Auf diese Art schaden manche vor allem ihrem eigenen Ruf. - Es ist eben nicht alles Gold was glänzt. Deswegen erfordert es von uns als Agentur eine hoch sensible und kritische Betrachtung des Kandidaten. Wir dürfen durchaus noch mehr auf unser Bauchgefühl hören, dass solche schwarzen Schafe nicht durch unseren Filter kommen.
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