Soziale Kompetenz in Führungspositionen
, von Cathleen Kehr (Bridge imp)
Die wichtigste Kompetenz eines Interim Managers ist mit Abstand die soziale Kompetenz (22%), weit vor der fachlichen Kompetenz (12%) und der Erfahrung (10%) – das ist das überraschende Ergebnis der Umfrage von Bridge imp vom April 2012, bei der 600 Interim Manager aus dem eigenen Netzwerk befragt wurden.
„Soziale Kompetenz“ oder „Soft Skills“ gelten demnach als Schlüsselqualifikationen für Fach- und Führungskräfte. Die erste Frage, die sich hier spontan stellt:
Warum sind dann nicht mehr Frauen in Führungspositionen zu finden? Wird doch diese Eigenschaft eher den Frauen zugeschrieben, die ja tatsächlich aus Gründen des Selbstschutzes und der Familiensorge ein langes Training darin haben.
Um diese Frage beantworten zu können, müssen hier die Begriffe „Soziale Kompetenz“ oder „Soft Skills“ differenzierter betrachtet werden. Wir alle werden permanent mit diesen geflügelten Begriffen konfrontiert, dennoch ist häufig unklar, was damit tatsächlich gemeint ist. Wenn man Führungskräfte befragt, verstehen diese unter Soft Skills häufig „Souveränität, Einfühlungsvermögen und Fairness“. Das ist sicherlich richtig, doch Sozialkompetenz lässt sich noch weiter fassen. Was also bedeutet „Soziale Kompetenz“ wirklich?
Aus der Sicht von Daniel Goleman (Autor von „EQ. Emotionale Intelligenz“) ist soziale Kompetenz im beruflichen Kontext die Fähigkeit, Kommunikationsstrukturen zu entwickeln, Kontakte zu knüpfen und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Dies schließt das innerbetriebliche Beziehungsmanagement ebenso ein wie die Netzwerkpflege. Aber welche konkreten Eigenschaften ergeben sich daraus?
In einer Studie der German Consulting Group werden die Eigenschaften von Frauen und Männern in Führungspositionen analysiert: Demnach zählen zu den typisch weiblichen Skills Teamfähigkeit/Diplomatie, Bescheidenheit, Konsens-/Konfliktfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Dagegen zählen Entschlussfähigkeit, Delegationsfähigkeit, Durchsetzungskraft, Selbstvertrauen und Risikobereitschaft zu den typisch männlichen Eigenschaften.
Geht man von Goleman’s Definition aus, zählen also vor allem folgende der oben genannten Eigenschaften zur sozialen Kompetenz:
- Teamfähigkeit/Diplomatie
- Konsens-/Konfliktfähigkeit
- Begeisterungsfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Einfühlungsvermögen
- Delegationsfähigkeit
- Durchsetzungskraft
- Selbstvertrauen
Schlussfolgernd kann man also behaupten, dass sich soziale Kompetenz aus diversen Eigenschaften zusammensetzt, die sowohl mit dem männlichen als auch dem weiblichen Rollenstereotyp assoziiert werden.
Demnach sind erfolgsversprechende Führungseigenschaften also nicht eine Frage des Geschlechts, sondern eher der Persönlichkeit! Auch derzeitige Forschungsergebnisse weisen daraufhin, dass Männer sowie Frauen gleichermaßen für eine Führungsposition geeignet sind.
Warum sind Frauen dennoch seltener in Führungspositionen vertreten als Männer?
Laut einer Studie der Karmasin Motivforschung streben Frauen weniger nach Führungspositionen als Männer. Im Hinblick auf ihre Lebensziele wollen die meisten Frauen ein zufrieden stellendes Privatleben verwirklicht sehen (43%). Bei den Männern steht die berufliche Karriere im Vordergrund – rund ein Drittel (34%) nannte dies als angestrebtes Lebensziel. Zudem trauen sich Frauen weniger zu, definieren den Karrierebegriff anders als Männer, sind mit dem Erreichten weit zufriedener und planen ihre Karriere weniger ziel- und karriereorientiert.
Haben Frauen jedoch das Ziel, in Topmanagement-Positionen aufzusteigen, fehlt es ihnen also nicht an der so wichtigen sozialen Kompetenz, sondern an Mut, Selbstvertrauen und Zielstrebigkeit. Wollen Frauen also den Weg nach oben schaffen, müssen sie es eindeutig wollen, resistent gegen Rückschläge sein und dürfen nicht an sich zweifeln.
Na dann, nur Mut!
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