Teilzeit – Fluch oder Segen?
, von Claudia Lingmann (Bridge imp)
Was ist es denn nun? Ein Segen, da die Teilzeitbeschäftigung den Frauen – denn nach wie vor sind es eher die Frauen, die nach der Geburt eines Kindes auf dieses Arbeitsmodell zurückgreifen – ermöglicht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen? Oder doch ein Fluch, da Teilzeit nicht selten eine Einbahnstraße bedeutet, weg von den Karrierechancen, hinein in die berufliche Bedeutungslosigkeit? Weniger Verdienst, Verlust der Networking-Möglichkeiten, die für eine Karriere so wichtig sind, in der Regel aber erst nach Büroschluss stattfinden – dann wenn die teilzeitarbeitende Frau längst damit beschäftigt ist, den liegen gebliebenen Haushalt in den Griff und den Nachwuchs gebändigt zu kriegen. In vielen Fällen auch Verlust der selbstverantwortlichen Arbeitsweise, denn wer nur „sporadisch“ vor Ort ist, kann oftmals nur noch den Kollegen zuarbeiten.
Auch das Argument, Teilzeit reduziert die Arbeitsbelastung, stimmt in vielen Fällen nicht. Dank Outlook, Smartphones und Internet ist die ständige Erreichbarkeit gewährleistet und wird von vielen Firmen auch eingefordert. Auch dann, wenn das Teilzeitpensum eigentlich schon abgeleistet ist. Man setzt sich abends noch einmal hin, beantwortet schnell noch eine Email, führt noch ein kurzes Telefonat. So verschwimmt die Grenze zwischen Privat und Arbeitswelt, aus dem Teilzeitjob wird schleichend ein Fast-Vollzeitjob bei Teilzeitbezahlung und drohender Altersarmut. Denn am Ende des Arbeitslebens bleibt vielen Frauen zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben. Nicht selten endet diese Spirale daher in Frust und Stress: Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind Mütter mit halben Stellen deutlich unzufriedener als solche mit Vollzeitstellen. Leider sind nach wie vor viele Arbeitgeber beindruckend unflexibel. Die meisten Personalverantwortlichen lehnen Teilzeit rundheraus ab, gerade für Positionen im mittleren oder gehobenen Management. Die Führungskräfte müssen uneingeschränkt verfügbar und stets ansprechbar sein. Halbtagesstellen sind daher rar gesät.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele gut ausgebildete Frauen lieber den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, um dort ihr eigener Herr über Arbeitszeit, Arbeitsbelastung und Arbeitsort zu sein. Interim Management ist hier eine gute Lösung für selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Arbeiten.
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