Teilzeit – Zeichen einer laxen Arbeitsmoral?
, von _Karin Olliges (Bridge imp)
Alle großen Unternehmen schreiben sich auf die Fahne: Natürlich, Teilzeit sei ja generell super und theoretisch auch im eigenen Unternehmen auf allen Hierarchieebenen möglich. Tatsache ist, dass immer noch viele Vorgesetzte beeindruckend unflexibel und gerade in den oberen Führungsetagen Teilzeitstellen rar gesät sind. Laut einer Untersuchung der Universität Duisburg-Essen lehnen die meisten Personalverantwortlichen Teilzeit rundweg ab. Die Befragten begründen die Ablehnung damit, Führungskräfte müssten uneingeschränkt verfügbar, für ihre Mitarbeiter ansprechbar sein und eine Vorbildfunktion erfüllen. „Eine weit über die Vollzeit hinausgehende Arbeitszeit ist für Führungskräfte selbstverständlich", so die Meinung der meisten interviewten Personaler.
Wirklich? Ist tatsächlich der ein Vorbild, der quantitativ die meiste Zeit am Schreibtisch verbringt? Egal, ob Führungskraft oder Mitarbeiter. Stimmt die Formel Qualität = Präsenz oder ist es nicht vielmehr so, dass derjenige qualitativ wertvolle Arbeit leistet, der sich mit seinem Unternehmen und dem Führungsstil identifizieren kann, der seinen Aufgaben gerecht wird und sich einsetzt, neue Ideen liefert und damit das Unternehmen voran bringt?
In Deutschland ist die Mehrheit der Teilzeitstellen mit Frauen besetzt, die nach der Geburt der Kinder den Spagat versuchen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerin Sonja Bischoff sagt, selbst im mittleren Management sei es für eine Frau hochriskant, in Teilzeit zu gehen. Sie tun das schließlich in einem Land, in dem der Entschluss in Teilzeit zu arbeiten, nicht selten eine Einbahnstraße ist, einen Karriere-Knick bedeutet.
Tatsache ist aber: Wenn Kollegen und Vorgesetzter mitspielen, kann ein Teilzeitmodell wunderbar funktionieren und ist für viele Frauen die einzige Möglichkeit, überhaupt den Balanceakt zwischen Kinder und Beruf zu schaffen.
Bei Bridge imp werden ganz verschiedene Arbeitszeitmodelle praktiziert, von Vollzeit über unterschiedlichste Teilzeitvarianten und Home Office-Tagen. Kommentare wie „Wie, du gehst schon!?“, wenn eine Mutter beispielsweise um 14 Uhr ihr Kind aus der Kinderkrippe abholt, gibt es nicht. Jeder respektiert den anderen in seinem Modell und kann sich darauf verlassen, dass jeder seine Aufgaben im Blick hat und die Arbeit rechtzeitig gemacht wird. Wenn das Miteinander und das Klima zwischen Kollegen und Vorgesetzten stimmen, ist Teilzeit alles andere als eine laxe Arbeitsmoral, sondern Ausdruck eines persönlichen Lebensmodells!
Was sind Ihre Erfahrungen mit diesem Arbeitszeitmodell?
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