Ist hier noch was zu retten? Über Sanieren und Überleben
, von Julia Klein (Bridge imp)
Kennen Sie den schon: Wenn es sich nicht rechnet, ist es eine strategische Entscheidung. Im Spott des Controllers steckt etwas Wahres. Strategie als Universal-Veto der Geschäftsführung gegen alles, was aus Zahlensicht sinnvoll erscheint, versteckt oft ein unreflektiertes Ich-will-das-jetzt-so.
„Nicht alles, was der Kaufmann aus den Zahlen ableitet, ist immer richtig“, räumt Jörn Jobst, restrukturierungserfahrener Interim CFO, ein. Die kaufmännische Perspektive allein ist zu wenig. Erst aus kommunikativer Zusammenarbeit zwischen (Vertriebs-)Geschäftsführer und Finanzabteilung erwachsen fundierte Entscheidungen.
Gegenstimmen verdienen Gehör
„Kein Geschäftsführer will aus Böswilligkeit Minus machen“, sagt Jörn Jobst, „sondern alle wollen ihr Unternehmen nach vorne bringen.“ Dazu gehört auch, den unbequemen Standpunkten anderer Raum zu geben. „Nichts ist schlimmer als eine nickende Runde, in der keiner seine Meinung sagt. Nur wenn man ernsthaft diskutiert, kann sich ein Unternehmen entwickeln.“
Gilt das auch in einer kritischen Situation, in der es ums Überleben geht? Die meisten Unternehmen sind keine Demokratie, sondern kopfgesteuert, erklärt Jobst. Bei einer Sanierung wird der Kreis von Entscheidern zugunsten schneller Lösungen kleiner. Doch auch dann darf er nicht auf eine einzelne Person – und damit eine einzelne, unhinterfragte Meinung – zusammenschrumpfen.
„Für die, die beweglich genug sind, ist eine Krise eine Chance,“ sagt Jörn Jobst. Chancen sind ein Geschenk, aber nicht kostenlos. Das zeigt auch die Corona-Krise. Unternehmen, die ihre Produkte, Prozesse und Kultur hinterfragten und weiterentwickelten, haben durch die nötigen Investitionen größere finanzielle Einschnitte in Kauf genommen. Abwartende Schockstarre kostet weniger. Bringt auch weniger.
Die schwerste Entscheidung: Sanierung
Für Unternehmer ist es eine emotionale Herausforderung, den Zeitpunkt zu erkennen, an dem sie handeln und gar das Wort Sanierung aussprechen müssen. „Da sitzen Menschen, die haben das Unternehmen gegründet oder groß gemacht. Solchen Entscheidern fällt es extrem schwer, sich einzugestehen, dass es nicht mehr weitergeht. Das ist sehr menschlich,“ erklärt Jörn Jobst. „Etwas, das man persönlich aufgebaut hat, loszulassen und abzustoßen, weil es sich nicht mehr rechnet, kostet Überwindung.“ Wer zu lange hadert, lässt den sinnvollsten Punkt für den Absprung – und das einhergehende Potenzial – vorbeiziehen.
Leben ist Veränderung. Die Corona-Zeit ist wie ein Konzentrat dieser Erkenntnis, die allerdings längst davor und weit danach gültig ist.
Also was tun, wenn die Zahlen schlecht sind? Das Selbstmitleid auf ein Minimum reduzieren und die verstaubten Fenster weit aufreißen. „Gerade Unternehmen, die sehr lange bestehen, tut es gut, wenn frischer Wind reinkommt,“ weiß Jörn Jobst aus langjähriger Erfahrung als Interim Manager – in deren Jobbeschreibung der frische Wind bekanntermaßen ganz weit oben steht. Dabei darf es einem auch egal sein, was die Konkurrenz tut oder lässt. Denn in unserer schnelllebigen Welt geht es längst nicht mehr darum, wettbewerbsfähig zu sein, sondern überhaupt marktfähig zu bleiben.
Jörn Jobst ist als kaufmännischer Leiter und CFO im interimistischen Einsatz. Durch sein umfassendes Controlling-Wissen unterstützt er Unternehmensführungen operativ und ermöglicht fundierte Entscheidungen. Viele seiner Auftraggeber steckten in Insolvenz- und Sanierungssituationen.
Benötigen auch Sie frischen Wind oder einen Begleiter bei Ihrer Sanierung? Wenn Sie kurzfristig mit unseren Interim Managern zusammenarbeiten möchten, dann rufen Sie uns an (+49-89-32 49 22 0) oder schreiben Sie uns eine E-mail (info@bridge-imp.com). Unser Team berät Sie gerne und empfiehlt Ihnen den passenden Interim Manager.
+49 89 32 49 22–0