Vertrauenssache Interim Management
, von Ulrike Heck (Bridge imp)
Morgens um 8 Uhr war es selbst in dem vollbesetzten Bus des Frankfurter Flughafens so still, dass man die Worte des Mannes, der in sein Mobiltelefon sprach, deutlich verstehen konnte. Der Endvierziger im Anzug sprach offenbar mit einem Mitarbeiter, dem er deutlich erklärte, was dieser tun sollte. Auf jeden Fall vor dem Kauf des Unternehmens X in Südafrika noch mal die Unterlagen des anderen Kaufs von Unternehmen Y von vor acht Jahren raussuchen und Dr. B. geben. Zur Sichtung, genau. Damals sei es um die Kaufsumme Z gegangen und man hätte da so einen Passus im Vertrag gehabt, der sei wichtig gewesen. Das müsse man auch bei Unternehmen X beachten. Am Ende noch der strenge Hinweis, nur Dr. B. dürfe die Unterlagen und Infos bekommen - schließlich sei der Kauf noch höchst vertraulich!
An dieser Stelle warfen meine Mitreisenden und ich uns leicht amüsierte Blicke zu, denn große Vertraulichkeit war in dieser Sache kaum mehr möglich. Ein bisschen googeln in Wikipedia und sicher hätte man schnell den „Handy-Man“ ermittelt. Denn den Summen nach zu urteilen um die es ging, war es niemand aus der zweiten oder dritten Führungsebene.
Nun ist man aus öffentlichen Verkehrsmitteln ja mittlerweile so einiges an brisanten Infos gewohnt: Da wird gestritten, gelästert, werden Beziehungen beendet, Freundschaften ebenfalls und Ränke geschmiedet. Obiges sprengte aber diese Dimension bei Weitem.
Stellt man die Möglichkeiten von Interim Management in Unternehmen vor, die sich damit noch nicht tiefergehend befasst haben, wird man häufig genau mit der Vertrauenssache Interim Management konfrontiert. Die Sorge unserer Gesprächspartner ist, dass der Manager nach Abschluss seiner Tätigkeit durch die Branche zieht und sein Wissen preisgibt. Dabei hat dieser mehr als andere Arbeitnehmer das Interesse, seriös zu arbeiten und eine weiße Weste in Sachen Vertrauen zu bewahren - schon aufgrund seiner Verweildauer in den Unternehmen, die deutlich kürzer ist als bei Festangestellten, und dem Zwang, sich immer wieder neu zu positionieren und vorzustellen. Eine Indiskretion und sein beruflicher Weg wäre sicher unwiderruflich zerstört. Mal abgesehen davon verpflichtet ein Anbieter wie Bridge imp jeden seiner Interim Manager zur Verschwiegenheit. Gelegentlich unterschreiben wir und die Interim Manager dazu noch gesonderte Geheimhaltungserklärungen unserer Kunden. Wir nehmen an dieser Stelle die Sorge unserer Gesprächspartner ernst und uns die Zeit, sorgfältig aufzuklären und zu beraten, wie man am besten damit umgeht. Aber nach eingangs beschriebener Szene glaube ich, dass Unternehmen ihr Bewusstsein an anderer Stelle schärfen müssen.
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